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Zehn Tage (blind durch) Skandinavien – Ein Reisebericht

Übersicht

  1. Tag 1 in Oslo, 18.04.2014
  2. Tag 2 in Oslo, 19.04.2014
  3. Tag 3 in Oslo, 20.04.2014
  4. Tag 1 in Stockholm, 21.04.2014
  5. Tag 2 in Stockholm, 22.04.2014
  6. Tag 3 in Stockholm, 23.04.2014
  7. Tag 1 in Kopenhagen, 24.04.2014
  8. Tag 2 in Kopenhagen, 25.04.2014
  9. Tag 3 in Kopenhagen, 26.04.2014
  10. Tag 4 in Kopenhagen, 27.04.2014
  11. 10 Tage Skandinavien: Ein Fazit

 

Tag 1 in Kopenhagen: Von Stockholm nach Kopenhagen

Donnerstag, 24.04.2014

Der Tag fing schon nicht so prickelnd an. Ich war zwar um 7:00 Uhr wach gewesen, entschloss mich jedoch, noch etwas zu dösen. Die Folge war, dass ich prompt verschlief und um 9:15 Uhr aufwachte. Mir blieben noch ca. 1,5 Stunden, um zu duschen, meine Sachen zu packen, zu frühstücken und auszuchecken.

Geduscht und gepackt hatte ich zwar, doch danach war auch erst einmal Schluss.

Ich beschloss, vor dem Frühstück die ganzen Formalia zu erledigen und das Hotelzimmer zu bezahlen. Eigentlich keine große Sache, wenn der Kartenleser meine Karte nicht abgelehnt hätte. Also hieß es für mich umdisponieren und schnell zur nächsten Bank zu kommen, um das Geld in bar am Automaten zu holen.

Der Automat war zwar „nur“ zehn Gehminuten entfernt, jedoch bog ich einmal falsch ab und so wurden aus den wenigen Minuten eine halbe Stunde, bis ich am Ende mich in die Schlange der Wartenden am Schalter einreihte – und dabei wollte ich doch nur schnell Geld holen. Ich hätte aber auch einen Passanten fragen können, aber ich wollte hier auf Nummer sicher gehen, was mich am Ende noch mal eine Viertelstunde kostete. Und auch hier wollte der Automat zunächst meine Karte nicht akzeptieren („Temporarely not available“ hieß es so schön auf dem Display).

Einige Minuten und Kunden später versuchten wir es erneut an einem anderen Automaten, der nahm zwar die Karte, konnte, aufgrund fehlender Bestückung, nur 2.500 (anstatt der gewählten 3.000 Kronen) auszahlen. Egal – dachte ich – die nehm ich!

Zurück im Hotel beglich ich die Rechnung, packte meine restlichen Sachen schnell zusammen und stieg in das in der Zwischenzeit bestellte Taxi.

Die Fahrweise des Fahrers erinnerte mich zum Teil an meine Eigene. Anfang April hatten blinde Menschen auf einem Testgelände in der Nähe von Berlin die Möglichkeit, einmal selber hinterm Steuer zu sitzen und, unter Anleitung eines Fahrlehrers, zu fahren. Ich nahm die Kurven schnittig und mein Taxifahrer tat es mir gleich. Die Fahrt war rasant, aber das war mir nur recht, hatte es ja schließlich eilig.

Am Bahnhof angelangt, führte mich der Taxifahrer zur Information, denn ich hatte zwar Abfahrtszeit und Zugnummer auf der Karte stehen, nicht jedoch das Gleis. Der gute Mann hinter dem Schalter erklärte sich bereit, mich schnell zum Zug zu begleiten, der bereits am Gleis einsteigbereit wartete.

Ich fuhr mit einem X2000 (kurz X2), der skandinavischen Variante unseres ICE. Die Innenausstattung glich der des Zuges, mit dem ich am Montag von Oslo nach Stockholm gefahren war. Die Sitze waren sehr bequem und man hatte viel Platz.

Die Fahrt verlief unspektakulär. Ich döste ein wenig vor mich hin und ließ einfach die Seele baumeln. Später las ich ein wenig und so vergingen die fünfeinhalb Stunden Zugfahrt bis Kopenhagen recht schnell.

In Kopenhagen angelangt, schloss ich mich einigen Mitreisenden an, die auf dem Weg zu ihrem Anschlusszug nach Hamburg waren, um den Bahnsteig zu verlassen. Am Fahrstuhl gab es eine sehr lange Schlange – hätte ich gewusst, dass es eh der falsche Fahrstuhl war, wäre ich umgekehrt.

In den Fahrstühlen am Kopenhagener Hauptbahnhof wurde, ähnlich wie am Hamburger Bahnhof, klassische Musik abgespielt, um Junkies und Obdachlose von einer Übernachtung abzuhalten. Doch wo in Hamburg die Musik leise vor sich hindudelt, wurde sie in den Aufzügen in Kopenhagen recht laut abgespielt, sodass sie auch noch außerhalb des Aufzuges zu hören war. Der erste Fahrstuhl führte mich direkt auf die Straße, von einem Bahnhofsgebäude war erst mal nichts zu sehen. Umdrehen, zurück nach unten fahren, einmal den Bahnsteig überqueren und den anderen Aufzug nehmen, lautete die knappe Anweisung eines Passanten.

Gesagt, getan – dieses Mal war ich richtig!

Ich fragte mich hier wieder zum Serviceschalter durch und fragte, wo genau sich die Straße befand, in der mein Hotel lag. Der Servicemensch blätterte kurz in einem Stadtplan, dann hörte ich eine Tür knallen und er stand neben mir, schnappte sich mich und meinen Koffer und führte mich kurzerhand bis zum Hotel.

Das Hotel befand sich in zentraler Lage, fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, in einem alten, viergeschossigen Bau, welcher schon während des 2. Weltkrieges ein Hotel beherbergte. Ein wenig alten Flairs blieb ihm über all die Jahre erhalten. Die Treppen sind aus Holz und zum Teil recht steil, der Boden knarrt, die Fenster gehen teilweise noch nach außen auf. Nur das Chipkartenschloss und die sonst moderne Innenausstattung passten nicht ganz dazu.

Mein Zimmer lag im ersten Stock. Die Gänge waren labyrinthartig verschachtelt – ob ich abends ohne weiteres mein Zimmer wiederfinden würde?

Nachdem ich meine Sachen aufs Zimmer gebracht hatte, fragte ich an der Rezeption nach einem Restaurant in der Nähe. Der Mann musste leicht lachen, denn neben vielen Hotels gab es in diesem Viertel mehr als nur ein Restaurant in der Nähe – etwas, das dem sehenden Touristen sofort aufgefallen wäre. Ich entschied mich daher für ein Restaurant mit Dänischer Küche und ließ mir von dem Rezeptionisten den Weg zeigen. Vorher wechselte ich noch ein wenig Geld – sicher ist sicher, falls wieder die Karte nicht geht!

Das Restaurant war klein und befand sich im Keller. Ich bestellte ein Gericht bestehend aus Schweinefilet in einer Sauce aus Paprika, Tomaten und Sahne, Bacon, Zwiebeln und kleinen Würstchen, dazu Kartoffelbrei. Die Portion hätte gut für zwei gereicht, jedoch hatte ich solchen Hunger, dass für eine zweite Person am Ende nichts mehr übrig geblieben wäre. 😉

Nach dem Essen ging ich wieder zurück ins Hotel und ließ hier den Abend ruhig ausklingen. Denn am nächsten Tag wollte ich an einer dreistündigen Stadtführung teilnehmen, um Kopenhagen etwas besser kennenzulernen.


Von Christian Ohrens

Freier, geburtsblinder Journalist, Baujahr 1984, abgeschlossenes Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft, Autor, Web-, Foto- und Videoblogger, DJ und Gästeführer.

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