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Den Bayern Park als Blinder allein besuchen? Ein Testbericht

Wer als Blinder ohne sehende Begleitung einen Freizeitpark besuchen möchte, stößt vielerorts auf Hürden oder gar Verbote. Bei unseren bisherigen Freizeitpark-Tests konnten wir jedoch aufzeigen, dass in einigen der hiesigen Freizeitparks eine Nutzung der Attraktionen als blinder Parkbesucher auch ohne sehende Begleitung entweder grundsätzlich erlaubt oder zumindest möglich ist.

Nach einem erfolgreichen Test in einem anderen bayerischen Freizeitpark, dem Skyline Park im Allgäu, besuchte ich gemeinsam mit zwei weiteren Redakteuren von Parkerlebnis.de, die mich quasi als stille Beobachter verfolgten, den Bayern Park. Hier ergab eine Vorabrecherche, dass es blinden Parkbesuchern auch ohne sehende Begleitung möglich sei, die angebotenen Fahrattraktionen (mit Ausnahme der Sommerrodelbahn) zu nutzen. Leere Versprechungen oder würde der Park sein Wort halten? Das galt es herauszufinden.

Anreise

Die Anreise zum Bayern Park mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich außerhalb der Hauptsaison (Mai bis Mitte September) etwas schwierig. Möglich wäre es, mit der Bahn bis Landau a. d. Isar zu fahren und von hieraus mit einem Bus bis in den Ort Reisbach. In jedem Fall wird man nicht um die Nutzung eines Taxis herumkommen.

In der Hauptsaison jedoch verkehren Shuttle-Busse ab Bahnhof Dingolfing und bringen Euch in regelmäßigen Abständen zum Park.

Einlass

Die Kasse befindet sich in einem Gebäude, in dem auch ein Café sowie ein Infoshop beherbergt sind. Der Einlass gestaltete sich als unkompliziert. Zwar wurde gefragt, ob ich in Begleitung eines Sehenden unterwegs wäre, als ich dies jedoch verneinte, wünschte man mir viel Spaß und beschrieb mir grob den Weg zur ersten Attraktion. Die Frau an der Kasse teilte mir zudem mit, dass ich die Attraktionen auch durch den Ausgang betreten dürfe, was sich bei der ersten Teststation auch als Vorteil erwies.

Orientierung

Die Orientierung in der weitläufigen Parkanlage des Bayern Parks gestaltete sich als etwas schwieriger. Da an diesem Freitag kaum Besucher vor Ort waren, war es auch manchmal unmöglich, binnen weniger Minuten jemanden zu finden, der mir den Weg zur nächsten Attraktion hätte beschreiben können. Es war somit ein ungünstiges Testszenario, denn auch meine Begleiter inkognito konnten auf Dauer nicht unerkannt bleiben. Dennoch versuchte ich mich während des Testbesuchs, so gut es eben ging, selbstständig und mit Hilfe anderer Gäste im Park zu recht zu finden.

Bayern Park im Test: Die einzelnen Attraktionen

Der Freischütz (X-Car Coaster/Katapultachterbahn):
Eine der Hauptattraktionen und erster Zwischenstopp war „der Freischütz“, eine Katapultachterbahn. Nach dem ich den Weg, der mir vorab recht gut beschrieben wurde, zum Ausgang recht schnell fand, lief ich auch prompt einem Mitarbeiter in die Arme. Zwar war er zunächst verwundert, warum ich die Bahn durch den Ausgang betrat, half mir am Ende (und bei weiteren Fahrten) jedoch ohne zu zögern, einen freien Wagen zu finden bzw. am Ende meine zurückgelassenen Sachen wiederzufinden. Bei einer späteren Fahrt mit dem Freischütz versuchte ich, mich durch den Eingangsbereich zu hangeln, eine Mischung aus Kirmes-Laufgeschäft und Irrgarten mit Hürden.
Wildwasserbahn:
Nächste Station meines Bayern Park Tests war die Wildwasserbahn, die ich dieses Mal jedoch durch den regulären Eingang betrat. Kaum war ich auf der Abfahrtsplattform angekommen, wurde ich von einem Pärchen angesprochen, welches gerade eines der freien Bote bestieg, ob ich nicht mit einsteigen und bei ihnen mitfahren wolle? Dieses Angebot nahm ich dankend an und stieg zu. Ein Glück war das Wetter an diesem Tag recht gut, wobei sich die Ladung Wasser, die ich bei dieser spritzigen Fahrt ab bekahm, definitiv in Grenzen hielt.

On Ride Bild Wildwasserbahn Bayern Park (Bild Copyright Parkerlebnis.de)

Achterbahn (Familienachterbahn):
Auch bei dieser Attraktion wurde mir bereitwillig vom Personal beim Ein- bzw. Ausstieg und Verlassen der Anlage geholfen.
Schaukelschiff (Schiffsschaukel):
Weiter ging es mit einem Fahrgeschäft-Klassiker, der vom Fahrtablauf her zwar harmlos, aber nach den etwas rasanteren Fahrten mal eine gute und ruhige Abwechslung war. Das Aufsichtspersonal war mir auch hier wieder behilflich und bot mir zudem an, gleich noch eine Runde dranzuhängen, was ich auch, nach einem Platzwechsel, gerne annahm.
Wildwasser-Rafting:
Wieder spritziger wurde es bei dieser Attraktion. Wie eingangs erwähnt, waren die Testbedingungen, bedingt durch die wenigen Besucher an diesem Tag, eher schlecht. Es war schwierig für meine Beobachter, sich im Hintergrund zu halten, weshalb sie mit mir gemeinsam in die wartende Gondel einstiegen und mir behilflich waren.
Thaolon (Familien-Freifallturm):
Diese Attraktion zu beschreiben, ist schwer. Irgendwo zwischen Geisterbahn, Laufgeschäft und einer Art Freifallturm bewegt sich Thaolon. Für die jüngeren Besucher sicherlich mit Nervenkitzel und etwas Gruseln verbunden, für den erwachsenen Besucher vielleicht eher unspektakulär. Trotzdem darf auch solch eine Attraktion nicht ungetestet bleiben. Das Aufsichtspersonal stand mir auch hier sehr hilfsbereit zur Seite und zeigte mir nach Fahrtende den Weg zum Ausgang.
Steinwirbel (Kontiki):
Hier waren ebenfalls kaum Besucher vor Ort, weshalb ein „richtiger“ Test leider entfiel (gleiches gilt für den Kettenflieger „Königsflug“). Jedoch arbeitete an diesem Tag die gleiche Aufsichtsperson am Steinwirbel, die mir schon vorab bei Thalon behilflich war. Daher können wir davon ausgehen, dass eine Mitfahrt ohne Begleitung auch hier kein Problem gewesen wäre.
Schmetterlingstanz (Rundfahrgeschäft):
Wieder „richtig“ getestet wurde dieses Rundfahrgeschäft und auch hier leistete das Personal bereitwillig Hilfestellung beim Finden eines freien Platzes bzw. Verlassen der Anlage. Ich erhielt auch hier nach Ende der Fahrt weitere Hilfestellung, wo und in welcher Richtung die nächste Attraktion zu finden sei.
Froschpendel (Riesenschaukel):
Diese Attraktion scheint unbeaufsichtigt, was aber im Grunde auch nicht schlimm ist, denn es kann nicht viel bei diesem schaukeligen Spaß passieren, bei dem ein anderer Gast mit von der Partie war, der das Froschpendel ebenfalls einmal ausprobieren wollte.
Drachenbahn (Berg- und Talbahn):
Leider ließ es sich auch hier nicht vermeiden, dass meine Verfolger als Begleiter enttarnt wurden…

Fazit: Herzlichen Glückwunsch, Bayern Park!

Trotz der diesmal schlechten Testbedingungen, bedingt durch die wenigen Besucher an diesem Tag, können wir sagen, dass der Parkbesuch ein voller Erfolg war.

Bei den getesteten Fahrattraktionen war das Personal schnell und unkompliziert zur Stelle und half, ohne große Vorabdiskussionen. Dieses Verhalten ist mehr als vorbildlich. Der Bayern Park hielt somit Wort und wir von Parkerlebnis sagen: „Herzlichen Glückwunsch“ zum sehr guten Testergebnis.


Von Christian Ohrens

Freier, geburtsblinder Journalist, Baujahr 1984, abgeschlossenes Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft, Autor, Web-, Foto- und Videoblogger, DJ und Gästeführer.

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