Blind und DJ? Häufig gestellte fragen

Blind? Und DJ? Wie geht das?!

Häufig gestellte Fragen

Viele stellen sich (und zum Teil leider nur mir) vorab viele Fragen hinsichtlich meiner Arbeit als blinder DJ. Hier daher mal ein paar der am häufigsten gestellten Fragen, um vor einer eventuellen Buchung Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Sollte eine Frage fehlen, die Sie brennend interessiert, scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie mir – ich beiße nicht!

Woher weiß ich, welchen Titel ich als nächstes spiele?

Ich arbeite, je nach Auftrag bzw. vorhandenem Platz, zu 90% mit CDs. Die Hüllen sind mit Etiketten in Blindenschrift versehen, so dass ich weiß, welche CD ich gerade in den Händen halte. Zudem habe ich auf einem Laptop eine Datenbank mit all meinen CDs, in der ich schnell nachschlagen kann, welcher Titel sich auf welcher CD befindet. Das ganze, also das Nachschlagen der Titel und das Raussuchen der richtigen CD, ist eine Sache von wenigen Minuten. Sollte ich nicht mit CDs arbeiten, verfügt auch das DJ-Programm über eine Suchmöglichkeit, um schnell und effektiv gewünschte Stücke zu finden.

Wie kann ich als Blinder jedoch mit einem Laptop arbeiten?

Auf dem Laptop ist ein Programm installiert, das mir den Bildschirminhalt vorliest. Außenstehende bekommen davon – natürlich! – nichts mit, da ich die Sprachausgabe nicht über Lautsprecher, sondern über Kopfhörer laufen lasse. Was das Schreiben anbelangt, so beherrsche ich das 10-Finger-System und kann somit – im wortwörtlichen Sinn – auch blind schreiben, so wie es beim 10-Finger-System ja eh vorgesehen ist. 😉

Woher weiß ich, ob gerade getanzt wird oder nicht?

Vielleicht ist es Ihnen auf der letzten Party noch nicht aufgefallen, aber niemand tanzt schweigend. Schließlich ist man auf einer Party und nicht auf einer Trauerfeier. Die Gäste sind ausgelassen, reden viel und so bekomme ich am Ende auch mit, ob sich jemand auf der Tanzfläche bewegt oder nicht. Und selbst wenn nicht, heißt es ja nicht gleich, dass die Leute keinen Spaß haben.

Ich arbeite sehr viel mit den Gästen zusammen, d. h. ich gehe auf Wünsche ein und versuche, diese – sofern es passt – zu erfüllen. Wenn niemand tanzt, sich aber auch niemand etwas wünscht, braucht sich am Ende auch niemand zu beschweren, dass die Party schlecht war. 😉 Denn eine Feier steigt und fällt nicht nur mit dem DJ. Der DJ bestimmt nämlich nicht allein den Beat.

Ich bin ja blind. Brauche ich eine Nonstop-Betreuung den ganzen Abend?

Die Antwort lautet ganz klar „nein“! Sie brauchen mir keinen Ihrer Gäste den ganzen Abend an die Seite zu stellen, der mich umsorgt und betreut. Ich werde in der Regel auch niemanden meinerseits mitbringen, der dies übernimmt. Falls ich irgendetwas benötige, frage ich ganz einfach nach und bitte Sie um Hilfe.

Der Grund, warum ich mir nicht der einfachheit halber jemanden für den Abend mitbringe, ist noch ein anderer: Viele (sehende) Menschen wissen nicht, wie sie mich ansprechen sollen. Nun verhält es sich oftmals so, dass Blinde, wenn sie von einem Sehenden begleitet werden, von anderen oftmals nicht angesprochen, ja teils sogar nicht beachtet werden. Die Leute neigen dazu, den Sehenden Dinge (über den Blinden) zu fragen. Ich bin jedoch Ihr DJ und bin somit auch Ihr Ansprechpartner – nicht ein eventueller, sehender Begleiter. Um erst gar nicht in diese prekäre Situation zu kommen, ist daher auch kein Begleiter vor Ort – es sei denn, ich arbeite explizit mit einem Kollegen zusammen!

Wer hilft bei Transport, Auf- und Abbau?

Ob nun in Wolfsburg, Braunschweig, Bremen oder Hamburg. Ich habe Fahrer und Helfer, die mein Equipment von A nach B transportieren und mir beim Auf- und Abbau behilflich sind. Sie brauchen sich also diesbezüglich um nichts zu kümmern.

Ich habe generell noch nie mit einem blinden Menschen zu tun gehabt. Muss ich irgendetwas beachten?

Auch hier ein klares Nein! Viele machen aus der Blindheit jedoch immer ein größeres „Problem“, als es in Wirklichkeit ist und verwandeln sprichwörtlich die Maus in einen Elefanten. Sie glauben, sie müssten mit mir irgendwie anders, besonders umgehen oder im Umgang bzw. in Gesprächen besondere „Vorsicht“ walten lassen, müssten aufpassen, was sie wie sagen, dürften in kein Fettnäpfchen treten etc.

Ich habe auch keine anderen, besonderen etc. Bedürfnisse, die es vorab zu beachten gilt – auch dies wurde mir schon häufiger als Grund genannt, mich eben wegen meiner Blindheit nicht zu buchen.

Dabei bin ich ein „normaler“ Mensch wie jeder andere auch! Außer, dass ich halt nicht sehe, wenn jemand vor mir steht, vielleicht den Blickkontakt sucht, mich gerne ansprechen würde, jedoch nicht weiß, wie. Dabei ist es doch so einfach: „Hallo!“ 😉

 

Noch Fragen?

Weitere Infos zu mir oder zum Thema Blindheit finden Sie z. B. in meinem Blog.