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„Mein Mann kann…“ oder: Spiele, die die Welt nicht braucht

Gestern (am 08.07.) endete die zweite Staffel von „Mein Mann kann“ mit einem Frauenspezial. Genau so hirnsinnig und unnötig, wie schon die zahlreichen vorherigen Episoden, versuchte das Privatfernsehen uns mit altbackenen Rollenklischees und platten Wettkämpfen zu langweilen; auch wenn die Quoten eine ganz eigene Sprache sprechen.

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Was Blinde sehen. Erste Ergebnisse der Studie „Blind TV 2011“

Im Rahmen der Studie „Blind TV“ erforsche ich die Fernsehgewohnheiten und Sendungspräferenzen blinder Menschen – derzeit zwischen 12 und 49 Jahren. Auch wenn ein Großteil der blinden Menschen älter als 50 Jahre ist, entschloss ich mich, mich bei der Festlegung der Zielgruppe an den sog. „werberelevanten Zielgruppen“ zu orientieren. Den Kritikern sei aber versichert, dass bei erfolgreichem Abschluss der derzeit laufenden Befragungen, die über 50 Jährigen auch noch an die Reihe kommen – nur etwas Geduld!

Die Befragungen sind noch nicht abgeschlossen, es haben auch bislang noch nicht ausreichend Personen teilgenommen, dennoch wage ich einen ersten Blick auf die Präferenzen der Sendungen, Sendungstypen und Sender.

Bei den 12 bis 19-Jährigen stehen sowohl informative als auch fiktionale Fernsehangebote hoch im Kurs. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „CSI – den Tätern auf der Spur“, „Two and a half men“, die „Simpsons“ oder auch der zielgruppenübergreifende Liebling „SpongeBob“, welcher sich ja vor allem bei ganz jungen Zuschauern großer Beliebtheit erfreut, teilen sich mit den diversen Nachrichtensendungen die hohen Ränge der Sendungsskala. Was die bevorzugten Genres und Formate anbelangt, so sind auch bei dieser Studie bislang Widersprüche zu beobachten: Denn nicht Unterhaltungsformate, sondern ‚Nachrichten‘ und ‚Dokumentationen und Reportagen‘ rangieren auf den ersten zwei Plätzen, gefolgt von ‚Cartoons und Anime‘, ‚Sitcoms‘, ‚Comedy‘, ‚Doku-Soaps‘, ‚Daily Soaps‘ und ‚Spielfilme‘. Gerade die Cartoons sowie das Sitcom-Genre fanden im Vergleich zur Vorgängerstudie aus 2009 größeren Anklang beim jungen Publikum. Auch wenn zwar die ‚Nachrichten‘ und ‚Dokumentationen und Reportagen‘ die ersten beiden Plätze der Lieblingsgenres und Formate belegen, ist das Interesse an unterhaltenden Inhalten immer noch enorm hoch. Daher teilen sich auch sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Fernsehkanäle die Zuschauergunst der jungen blinden Fernsehnutzer.

Dieser Trend setzt sich bei den 20 bis 49-Jährigen fort. Hier dominieren auch Unterhaltungs- und Quizformate und -Sendungen wie „Tatort“, „CSI“, „Wer wird Millionär“, „Ein Fall für Zwei“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder Nachrichtensendungen. Wie schon bei den 12 bis 19-Jährigen blinden Fernsehzuschauern ist der Bereich ‚Nachrichten‘ an erster Stelle der präferierten Sendungsformen, hier gefolgt von ‚Spielfilme‘, ‚Krimi-Serien‘, ‚Quiz-Shows‘, ‚Doku-Soaps‘, ‚Daily Soaps‘, ‚Castingshows‘ oder ‚Mystery-Serien‘. ‚Castingshows‘ sowie ‚Mystery‘ tauchten bei den 12 bis 19-Jährigen sogut wie überhaupt nicht mehr in den Nennungen auf. Was die bevorzugten Sender anbelangt, so ist Das Erste die erste Wahl, gefolgt von den Privaten RTL, Sat.1 und ProSieben. Ob die ARD wegen ihrer ausgestrahlten Filme mit Audiodeskription bei den 20 bis 49-Jährigen so hoch im Kurs steht, wird sich am Ende der Befragung herausstellen.

Auch bei den 20 bis 49-Jährigen wird Fernsehen zur Unterhaltung und Entspannung genutzt. Nach den bisherigen Angaben schaut diese Gruppe bis zu zwei Stunden pro Tag fern, wobei es auch hier den einen oder anderen Vielseher (mehr als drei Stunden pro Tag) gibt.

Diese Tendenz lässt schon erkennen, dass das Fernsehen immer noch eine nicht zu missachtende Rolle bei der Freizeitgestaltung blinder Menschen spielt. Gerade Unterhaltungsangebote aus dem Show- und fiktionalen Bereich werden bevorzugt angeschaut. Jedoch dient das Fernsehen auch zur Informationsbeschaffung, wenn auch dies eher zweitrangig ist.

Blinde Fernsehnutzer können noch an der Studie teilnehmen. Die Fragebögen sind unter christian-ohrens.de/blindtv> abrufbar.

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„Träumen blinde Menschen eigentlich?“

Eine Frage, die mir schon sehr oft gestellt wurde und die ich mit „Ja“ beantworten kann.

Jeder träumt… nur träumen nicht alle gleich. Während es Sehende gibt, die anscheinend in ihren Träumen nichts hören oder fühlen und stattdessen das Geschehen im Traum nur sehen, vielleicht auch nur als Beobachter, welcher sich selber im Traum sieht, gibt es aber auch Menschen, die mit all ihren Sinnen ihre Träume erleben –
dies stellte ich fest, als ich Sehende fragte, wie sie denn träumen würden? Ein Blinder träumt natürlich auch und auch hier gibt es anscheinend Unterschiede. Bei mir ist es so, dass ich sehr wohl in meinen Träumen fühle bzw. höre. Der Traum spiegelt ja, so sagt man, Dinge wieder, die man bereits erlebt, vor denen man vielleicht Angst oder über die man schon einmal nachgedacht hat. Wenn das wirklich stimmt, so ist erklärbar, warum ich in meinen Träumen beispielsweise nie etwas sehe (denn ich habe ja noch nie gesehen), späterblindete Menschen jedoch durchaus noch im Traum etwas mit ihrem Auge wahrnehmen können (hier schöpfen sie vielleicht aus ihrer Erinnerung an die Zeit vor ihrer Erblindung).
Ich durchlebe meine Träume also so, wie ich auch meinen Alltag durchlebe, sprich ich höre oder fühle etwas – bei anderen Blinden mag der Traum anders verlaufen. Vielleicht gibt es ja auch hier zum Beispiel Leute, die nur etwas hören, aber vielleicht sonst nichts anderes in ihren Träumen wahrnehmen… wer weiß.
Daher ist die Frage, „ob blinde Menschen Träumen“ zwar mit „Ja“ zu beantworten, ich vermute jedoch, dass es auch hier Unterschiede im „Wie“ geben wird.
Man sollte natürlich nicht außer Acht lassen, dass wir uns an den Großteil unserer Träume im Nachhinein gar nicht mehr erinnern können und somit auch nicht mehr wissen, wie diese Träume abgelaufen sind…

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„Phänomen“ YouTube. Drei Themenskizzen

Die folgenden drei kleinen Skizzen entstanden im Rahmen eines Seminars an der Uni, welches sich im Wintersemester 2010/11 dem „Phänomen YouTube“ widmete.

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Necro Facility überzeugen mit neuem Album „Wintermute“!

Gut Ding will Weile haben…

Dies sagt man immer so schön, oftmals ist es dahergesagt und nichtssagend, aber in manchen Fällen lohnt sich Warten und zahlt sich am Ende aus.

Bis vor kurzem, als ich die Promo des hier vorgestellten Albums erhielt und zudem auf dem CD-Beileger des Zillo-Magazins (Juni 2011) ein Song von Necro Facility enthalten ist, ist mir die Musik dieses Duos verborgen geblieben – aus welchem Grund auch immer, denn Necro Facility könnte man als Senkrechtstarter in der Szene betrachten, hat man sie doch nach Veröffentlichung ihrer ersten beiden Alben mit der Kultband Skinny Puppy verglichen.
Nun sind vier Jahre ins Land gegangen und seit Mitte April steht nun das neueste Werk mit dem Namen „Wintermute“ in den Startlöchern, um wieder die Szeneherzen zu erobern.
Was den Hörer erwartet ist eine Mischung aus knackigen elektronischen Beats und Samples, Synthies, gepaart mit einer markanten, tiefen Stimme und natürlich mit einer gehörigen Portion eingängiger Melodien. Dieses Album ist ‚rockig‘, kommt jedoch in einigen Songs komplett ohne E-Gitarren aus. Es ist generell schwer, „Wintermute“ in eine der bestehenden Schubladen einzuordnen, verbindet es doch Elemente aus Electronic Body Music, Synthpop, Electro und Industiral Rock zu einer interessanten Mischung.

Zu den Highlights schlechthin dürften vor allem der Opener „You Want It“, ein eher balladeskes Stück oder „Do You Feel the Same“, welches bereits auf dem 8. Septic Sampler für Aufsehen sorgte, zählen. Mein persönlicher Favourit ist jedoch „Supposed“, ein Track, welcher erst eine düstere Atmosphäre, vielleicht auch durch den etwas kehligen Gesang während der Strophen, sorgt, sich dann im Refrain jedoch wahrlich zu einem Ohrwurm entwickelt.

Zugegeben, dem Otto-Normal-Popmusik-Hörer dürften die Klänge, der Besang und die teils düstere Atmo der Songs etwas befremdlich vorkommen, vor allem, wenn man sich mit derartiger Musik nicht so anfreunden kann. Wer jedoch offen für ‚Neues‘ ist und gerne auf musikalische (elektronische) Entdeckungsreisen geht, der sollte auch an „Wintermute“ Gefallen finden. An manchen Stellen sperrig, wenn man sich darauf einlässt, doch erkennbar eingängig poppig. Genau das, was Musik auszeichnen muss: Ecken und Kannten.

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Körperkult: Schön, Schlank, Braungebrannt?

Im folgenden Gedankengang soll es um die Frage gehen, inwieweit Medien uns Schönheitsbilder vermitteln, was wir daraus machen und was für Auswirkungen diese auf uns und unser soziales Umfeld haben könnten. Nicht alles ist durch Quellen belegt – wie gesagt, dies ist lediglich ein Gedankengang.

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„Allein Allein“ mit Polarkreis 18. Impressionen von ihrer „Wohnzimmerparty“ am 11.04. im Übel und Gefährlich, Hamburg

Wer erinnert sich nicht. Ein poppiges Lied mit einer eingängigen, einprägsamen Melodie und vor allem mit sehr einfachem Refrain: „Wir sind allein. Allein allein“.
Mit diesem Song machten Polarkreis 18 im Oktober 2008 in großem Stil auf sich aufmerksam. Nicht nur, dass dieser Song Teil eines Filmsoundtracks war, er war auch die erste Singleauskopplung aus dem zweiten Album der Band („The Colour of Snow“) und wurde im Radio rauf und runter gespielt.
Seit Herbst 2010 steht nun das dritte Album „Frei“ im Handel, welches musikalisch nahtlos an den Vorgänger anknüpft und welches die Band im April auch auf Deutschen Bühnen live präsentierte – so auch am 11.04. im Hamburger Übel und Gefährlich, einer Location, welche sich im vierten Stock des sogenannten „Medienbunkers“, direkt am Heiligengeistfeld, befindet.

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Sollte man den „Umgang mit blinden Menschen“ googeln können?

Egal, ob wir nun ein Handbuch für ein Gerät, medizinischen Rat, ein Programm, ein Rezept oder eine Anleitung für irgendetwas suchen. Tante Google hilft weiter und hat meist die passenden Links parad. Wer selber eine Homepage betreut und Zugriff auf seine Aufrufstatistiken hat, kann sehen, durch welche Suchbegriffe die eigene Seite gefunden wird

– und dabei können teilweise interessante Dinge herauskommen. Aber es können auch Dinge (Suchbegriffe) sein, die mich im Großen und Ganzen seit geraumer Zeit etwas nachdenklich stimmen. Denn sehr häufig wird die Frage, wie man denn mit blinden Menschen umgehen solle, gegoogelt.

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Neuer Superstar 2011: … und schon bald kennt ihn keiner mehr

Nun ist es endlich vorbei! Das DSDS-Debakel 2011.
Es gibt einen Namen, eine Stimme, vielleicht ein Bild – und wen interessiert es? Schon in wenigen Monaten, spätestens in einem Jahr wird auch er vergessen sein, so wie seine zahlreichen Vorgänger, an die sich heute kaum noch jemand erinnert.
Hinzu kommt noch, bei der soeben geendeten Staffel die Manipulationsvorwürfe enorm hoch waren. So twitterte Medienkritik.TV (www.medienkritik.tv), dass der Sieger auf jeden Fall nicht live gesungen haben soll. Auf www.dwdl.de ist zu lesen, dass kurz vor Beginn der heutigen Finalshow kurzerhand die Jury vom Master of Disaster himself (Didi Bohlen) abgesetzt worden war und sie selbst davon (angeblich) auch nur durch einen Bild-Artikel erfahren hätten – zumindest gilt dies für Patrick Nuo. Selbst RTL soll von dieser „Veränderung im Betriebsablauf“ nichts gewusst haben… Komisch nur, dass Nuo heute doch als Juror in der Show zu sehen war und seine Kommentare abgegeben hat.
Es stinkt gewaltig bis zum Himmel und trotz (oder vielleicht ja auch gerade wegen) der zahlreichen Querelen, die die diesjährige DSDS-Staffel mit sich zog, war sie (laut DWDL) die zweiterfolgreichste Staffel seit langem. Dies beweist einmal mehr, dass reine musikalische Leistungen der Vergangenheit angehören. Die Zuschauerschaft will unterhalten und beschissen werden; Sensation ist Trumpf, alles andere ist, spätestens seit 2011, reine Nebensache und pures, ausschmückendes Beiwerk für eine Maschinerie, um möglichst quotenstarke Werbeplätze verkaufen zu können.
Dass wir schon nicht mehr wissen, wer eigentlich der Sieger der letzten Staffel gewesen ist, beweist doch nur, wie Nebensächlich die wirklichen Gesangsleistungen eigentlich nur noch sind.

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Hochzeit als Medienphänomen? Prinz Sowieso heiratet – ja und?

Ein großes Ereignis zog seit geraumer Zeit seine Kreise: Prinz Sowieso (aus der Britischen Königsfamilie) heiratet am 29.04. Ein Ereignis von anscheinend enorm großer Bedeutung; zumindest für die (Medien-)Welt, vor allem aber für Großbritannien.
Seit einigen Wochen redet man über nichts anderes mehr, die Nachrichten sind voll davon und TV-Stationen weltweit stellen heute ihr Programm um. Das „Problem“ ist, es gibt ja auch genügend Leute, die diesem (Medien-)Spektakel beiwohnen, wie gebannt vor dem Flimmerkasten hocken und die Feierlichkeit beobachten. Das Interesse an solchen Ereignissen ist generell groß, in Deutschland und auch in anderen Ländern. Ob es nun eine Hochzeit ist oder die Trauerfeier von Kings (of Pop) oder Ladies. Dies spielt keine Rolle.
Aber was ist so interessant daran? Ist es die Lust auf Sensation? Die Anteilnahme und das Bedürfnis, in irgendeiner Form dabei sein zu wollen? Oder ist es die Bewunderung des Unerreichbaren, des Prunkvollen (denn die Trauerfeiern von Lady Diana oder Michael Jackson waren auf ihre Weise ja auch prunkvoll und wurden in gewisser Hinsicht „bewundert“)?
Dass die Bewohner des Landes, in dem das Spektakel stattfindet, loyal hinter ihrem Königshaus stehen und dieser Hochzeit indirekt beiwohnen wollen, ist ja irgendwo verständlich. Dass sie am heutigen Tage nicht arbeiten müssen, darüber kann man sich streiten. Aber ist die Hochzeit von Prinz Sowieso von so großer Bedeutung für die ganze Welt?
Denn ob Prinz Sowieso heiratet oder in Hamburg ein Sack Reis umfällt – beides ist doch nur für denjenigen bedeutend, den es direkt betrifft. Oder nicht? Und das hat jetzt nichts mit Desinteresse am Weltgeschehen zu tun! Ich nehme es hin. Wundere mich nur immer wieder, dass Leute Stunden damit zubringen können, Ereignisse (ob nun negative oder positive) im Fernsehen zu beobachten. 😉