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Gedanken-Gänge IX – Datenklau Revisited oder: Verstecke sich, wer kann!

Eine Botschaft erschütterte die Netzwelt: Facebook hat den Messaging-Service „WhatsApp“ für viel Geld aufgekauft. Nun fürchten alle wieder um ihre Daten, Nachrichten und Bilder, die sie zuvor via WhatsApp ausgetauscht und versendet hatten.
Doch ist die nun wieder aufbrandende Hysterie wirklich begründet? Müssen wir fürchten, dass wir noch gläserner werden und noch mehr unserer Privatsphäre flöten geht?

Seit dem bekannt ist, das die NSA ihre Fühler in alle Richtungen ausgestreckt hat und viele unserer Telefon- und Internetdaten nicht mehr sicher zu sein scheinen, jagt eine Meldung die nächste. Immer mehr wird aufgedeckt, immer neue Abhörskandale werden bekannt, der Bürger bekommt den Eindruck, dass er sich besser verstecken sollte. Von der „Abschaffung des Internets“ ist zum Teil zu lesen. Begründet oder übertriebene Paranoia?

Wie ich in einem früheren Beitrag schon schrieb: Früher war es auch nicht besser! Nur fiel es hier keinem scheinbar auf. In Quizshows und bei Radiogewinnspielen wurde in den 60er und 70er Jahren munter die vollständigen Adressen der Gewinner bekanntgegeben, unsere Großeltern und Eltern nahmen und nehmen munter an Preisausschreiben teil, bei denen sie ihre Anschrift, wie selbstverständlich, auf eine Postkarte kritzeln und zum Zeitschriftenverlag senden. Doch wer garantierte uns, dass unsere Daten hier wirklich sicher waren?

Heute, wo wir mehr von uns preisgeben können, wo das Internet so manch altbackenes System abgelöst hat, beklagen wir uns, wenn da jemand kommt, der unsere Daten an den Mann bringt. Nur komisch, dass sich noch niemand über die Vermarktungsempfehlungen auf Amazon beschwert hat, schließlich wird hier unser Kaufverhalten auch quasi „ausspioniert“, um auf uns maßgeschneiderte Angebote liefern zu können.

Heute geben wir Teile unseres Privatlebens auf Facebook Preis. Früher übernahmen dies andere Medienangebote. Die sowohl beliebte als auch stark kritisierte Talkshow bot eine Plattform, auf der es sich auch gut diskutieren, profilieren und austauschen ließ. Radiostationen veranstalteten und veranstalten auch immer noch zum Teil Talkabende und –Sendungen, in denen wir die Möglichkeit bekamen bzw. bekommen, etwas aus unserer privaten Schatzkiste einer Öffentlichkeit vorzustellen. Bestes Beispiel hierfür ist die seit 1995 regelmäßig ausgestrahlte Sendung „Domian“ im WDR-Fernsehen bzw. auf EinsLive.

Aber nein. Wir müssen uns über Internetdienste und Bundesbehörden ereifern, die eigentlich nur die Brocken fressen, die wir ihnen schon seit Jahren stetig hinwerfen. Nur scheint es, als hätte die Arbeitsweise dieser Behörden früher niemanden gekümmert. Jetzt, wo Skandale aufgedeckt werden, geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft… böse böse NSA, böses böses Facebook, böses böses Internet!

Hätte man sich schon viel früher mit dem Thema Datenschutz und Datenklau auseinandergesetzt, wären uns sicherlich viele, inzwischen nervende, Nachrichtenmeldungen und Enthüllungen erspart geblieben.

Doch was machen jetzt all die WhatsApp-Nutzer? Sie schicken sich gegenseitig Ketten-Messages, in denen sie auf einen neuen Messaging-Service aufmerksam machen, bei dem die Daten sicher sein sollen.

Doch was nützt es noch zu wechseln? Es gibt doch überspitzt gesagt eh keine Geheimnisse mehr! Also warum sich noch verstecken?

Von Christian Ohrens

Freier, geburtsblinder Journalist, Baujahr 1984, abgeschlossenes Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft, Autor, Web-, Foto- und Videoblogger, DJ und Gästeführer.

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