Es war gefühlt noch nie so leicht, sich (online) durch getane Äußerungen und Meinungen derart die virtuelle Zunge zu verbrennen, als in diesem Jahr. Und normalerweise bin ich auch in meinem privaten Blog um kein Wort verlegen, schreibe, wie und was ich denke. Aber in Zeiten der Goldwaage, wo gefühlt (der Eindruck mag ja auch täuschen) jedes Bisschen Meinung zerrissen und totargumentiert wird, fällt es auch irgendwann einem Blogger schwer, neue Anreize des Bloggens für sich zu entdecken, weiter über Themen zu schreiben, sich kritisch mit Dingen auseinanderzusetzen. Etwas, das mir vor ein paar Jahren noch sehr viel Spaß bereitete, fällt mir in diesen Zeiten schwerer denn je. Zu sagen gäbe es genug, keine Frage. Aber wenn du nur noch damit rechnen musst, irgendjemandem da draußen gehörig auf dem Schlips zu treten, überlegst du es dir inzwischen zweimal: Schreibe ich etwas oder lieber nicht?
Schlagwort: Diskriminierung durch Sprache
In letzter Zeit häufen sich Diskussionen und Meldungen z. B. in den sozialen Medien, in denen die sprachliche Diskriminierung diskutiert wurde. Bereits schon seit Jahren ist ein Trend dahingehend zu erkennen, Begriffe und Formulierungen so zu verändern, dass sich durch die reine Verwendung bestimmte Personengruppen weder ausgegrenzt noch diskriminiert fühlen (Beispiel 1: Aus „Studenten“ wurden „Studierende“; Beispiel 2: Aus „Negerkuss“ wurde „Schokokuss“, Beispiel 3: Aus „Zigeunerschnitzel“ wurde „Schnitzel nach Zigeuner Art“).
Jüngst war zu lesen, dass selbst die Frage und somit das unterschwellige Kompliment an einen Imigranten, woher er/sie denn so gut Deutsch könne, bereits als Diskriminierung aufgefasst werden könne, da man so dem Anderen indirekt unterstellen würde, aufgrund seiner Herkunft kaum Sprachkenntnisse zu besitzen – wohl auch „positiver Rassismus“ genannt.
Und ganz zu schweigen von der immer häufiger werdenden Duzerei, von der sich viele Menschen ebenfalls persönlich angegriffen fühlen.
Krampfhaft versuchen wir, es allen sprachlich Recht zu machen. Nur stellt sich mir hier die Frage, ob wir uns mit dieser typisch Deutschen Übervorsicht nicht unsere eigene Grube schaufeln, in die wir immer und immer wieder zu fallen drohen, weil wir zukünftig immer mehr auf der Hut sein müssen, was wir, wann, wo, wie und zu wem sagen?