„Hello, my virtual friends!“ oder: „Auch du kennst wen im World Wide Web“
Ein paar Gedanken zu sozialen Netzwerken im Internet
Das Internet ermöglicht es uns, neben der Informations- und Datenbeschaffung, uns mit anderen auszutauschen. Entweder im persönlichen, virtuellen Gespräch in Schriftform, in Form von virtuellen, wiederum schriftlichen, Diskussionen in Foren oder im direkten Gespräch miteinander via diverse Internetdienste, die uns dies ermöglichen. Wir können über große Entfernungen hinweg mit anderen in Kontakt treten, unmittelbar und ohne lästige Zeitverzögerung, die ein mit der Post versendeter Brief nun einmal mit sich bringen würde. Wir können Fotos vom letzten Saufgelage oder Junggesellenabschied, der Klassenfete oder vom Abiturientenball austauschen oder sie am besten gleich der Allgemeinheit von Lästermäulern und sonstigen Neugierigen zugänglich machen. Ob es denjenigen, die auf den entsprechenden Bildern zu sehen sind nun recht sein mag oder nicht, wird oft auch außer Acht gelassen. Und das alles wird uns durch das Wunderwerk Internet ermöglicht, durch Web 2.0 Anwendungen, durch Plattformen wie MySpace oder den oftmals kritisierten und umstrittenen Facebook oder StudiVZ.
Solche sozialen Netzwerke (oder „Social Network Services“) ermöglichen uns das Auffinden und Kontaktieren alter Freunde und Klassenkameraden, Lehrer, Schüler, Kommilitonen, sonstiger Freunde, welche allesamt jedoch auch oftmals im selben Ort wohnen und durchaus persönlich anzutreffen wären. Manche von ihnen will man gar nicht finden und sei es auch nur im virtuellen Raum – jedoch finden sie dann uns und wollen mit uns „befreundet“ sein. Diese Services bieten uns eine Austauschmöglichkeit zu verschiedensten Themen (beispielsweise durch die „Gruppen“ auf StudiVZ), sowie weitere, interaktive Elemente und Möglichkeiten (Spiele etc.).
Dass solche social Networks oft in der Kritik waren, sei es wegen der Anonymität der Mitglieder, welche beispielsweise sich für jemand anderes ausgaben und Cybermobbing betrieben haben oder, weil die gesammelten persönlichen Daten vom Network-Betreiber an Dritte weiterverkauft wurden – zu Werbe- und Marketingzwecken und zuletzt auch zur eigenen Finanzierung.
In diesem Beitrag soll es nicht darum gehen, wiederkäuend die Kritik und Nachteile eines sozialen Netzwerkes aufzuarbeiten. Ich beleuchte lediglich das Phänomen um diese Plattformen, welches sich spätestens seit StudiVZ und ihrer Schwesterseiten herauskristallisiert hat.
Für all diejenigen Interessierten, welche etwas tiefer in die Materie einsteigen wollen, sei der Wikipedia-Artikel zu „soziale Netzwerke im Internet“ empfohlen, welcher auch eine Auswahl an Print- und Online-Literatur bereit hält.
Internetphänomene gibt und gab es viele, angefangen bei den aufkommenden Instant Messaging Systemen, den ersten Möglichkeiten, über das Internet kostenlos zu telefonieren, dem Filesharing, YouTube (diese Plattform, auf der jeder Hobbyfilmer sein eigenes Musikvideo veröffentlichen kann und wo inzwischen nicht nur Musikvideos, sondern auch komplette Episoden von TV-Serien etc. zu finden sind) und zu guter letzt natürlich die Schwämme an Social Communities und Netzwerken wie VZ & co., Facebook, MySpace, WKW und so weiter. Neuester Trend sind Twitter & Konsorten.
Viele dieser „Phänomene“ haben jedoch eines gemeinsam: den Austausch. Ob nun auf legaler oder illegaler Ebene, sei hier völlig außen vor gelassen. Es geht um den Austausch mit- und übereinander. Angefangen beim Freunde suchen und finden. Irretierend ist nur, dass, fast egal, in welchem sozialen Netzwerk man sich bewegt, immer von „Freunden“ die rede ist. Wer hier jemanden sucht, egal ob wirkliche Freunde, Mitschüler und –Studenten oder sonstige Personen, der Begriff des Freundes fällt sehr oft. Nur ein einziger Klick, vielleicht ein paar Worte und ein virtuelles „ja!“ per erneutem Klick und man hat einen neuen Freund fürs virtuelle Leben im Netzwerk gewonnen. Kurios, oder? Im realen Leben wartet man manchmal ein selbiges lang, um wirklich wahre Freunde zu finden. Das soziale Netzwerk im Internet erledigt dies mit nur wenigen Mousebewegungen. Eine Beendigung einer solchen „Freundschaft“ geschieht aber genauso schnell, ohne wirklich gutem und ersichtlichen Grund.
Virtuelle Freunde zu finden und zu besitzen scheint auch unter den Social Networkern eine Art Sport zu sein – je mehr Freunde, umso besser und ich möchte mal behaupten, dass man nicht einmal die Hälfte der Leute persönlich kennt, die man als „Freund“ in seiner „Freundesliste“ hat – oder sollte ich mich doch wirklich in den Network-Usern getäuscht haben?
Hat man erst einmal seine Freunde zusammen, so ist man in der Lage, nicht nur Wortnachrichten, sondern auch Bilder auszutauschen, Alben anzulegen und darüber hinaus sogar Personen auf bestimmte Bilder zu verlinken. So findet man sich in einer Fotokollage aus Studienkollegen oder einer Reihe von Partybildern wieder. Nein, nicht nur auf dem Bild, sondern als Teil des ganzen Albums in Form einer Verknüpfung auf das eigene Profil. Wer dazu veranlagt ist, sich peinlich auf Partys zu verhalten und mit schrecklichen Enthüllungen rechnen muss, sollte lieber vorsichtiger sein oder sich in der Nähe von Digicams eine Papiertüte über den Kopf stülpen. So fällt zwar der zu kurz geratene Rock und die hochhackigen Schuhe, beim männlichen Begleiter die Goldkettchen und das Hawaiihemd auf, jedoch weiß niemand auf dem ersten Blick, um wen es sich hier eigentlich genau handelt.
Das alles wäre ja noch im Rahmen des Erträglichen, wären da nicht die unsäglich nervigen Werbeeinblendungen, durch die sich der Network-Betreiber zu finanzieren versucht. Reicht diese Einnahmequelle jedoch nicht aus, greifen manche von ihnen zu eher unschönen Mitteln und verschachern die hinterlegten privaten Daten an gut zahlende Callcenterfirmen, Marktforschungsinstitute oder an sonstige Interessenten. Denn irgendwen gibt es sicherlich immer da draußen, der mit dem, was wir im Netz so an Daten abladen, etwas anfangen kann.
Jedoch sollte man neben all der Kritik nicht außer Acht lassen, dass ein solches soziales Netzwerk im Netz seine Vorzüge hat. Für Kleinunternehmer und Neustarter, die für ihr neu gegründetes Unternehmen Neukunden suchen, bieten eigens dafür entwickelte Network Services eine Möglichkeit, für sich und ihre Dienstleistungen zu werben.
Im privaten Sektor kann man solche Services, wie eingangs erwähnt, nutzen, um sich eben mit Freunden und Bekannten auszutauschen. Wer neu in der Stadt ist, hat so die beste Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und vielleicht schon etwas über seine neue Umgebung zu erfahren.
Dass ein jeder trotz aller Vorzüge vorsichtig mit seinen Daten sein sollte, ist hinlänglich bekannt. Nur sollte man zudem noch vorsichtig und misstrauisch bei den zahlreichen medialen Übertreibungen sein, denn nicht hinter jedem anonymen Profil lauert ein Kinderschänder und zwanzig Jahre älterer Lügner. Und wenn doch? Herauskommen würde es eh nur in Ausnahmefällen. Denn oftmals bleiben Freunde auch weiterhin nur virtuelle Freunde.
… und für alle Interessenten
Den Wikipedia-Artikel über „Soziale Netzwerke“ findet Ihr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Netzwerk_(Internet).