Am 13.10. spielte die Darkwave-Kultformation Deine Lakaien ein grandioses Konzert in der Hamburger Großen Freiheit.
Sie sind in der Szene, in der sie sich seit nun mehr als zwanzig Jahren bewegen, keine Unbekannten: Deine Lakaien. Ihre Musik, irgendwo in den Weiten des Gothic und Darkwave-Genres angesiedelt und durch vielseitige, elektronische Spielereien, akustische Instrumente und Anleihen aus dem Mittelalter- und Neofolk-Genre bereichert, begeistert inzwischen nicht nur Szeneanhänger, sondern fand in der Vergangenheit auch Anklang bei eher kommerzieller Musik gewohntem Publikum. Nicht umsonst fanden einige ihrer Alben, zuletzt das im September diesen Jahres veröffentlichte Studioalbum „Indicator“, den Weg in die deutschen Albumcharts.
Am 13.10. präsentierten die Lakaien in der Großen Freiheit in Hamburg ihr neuestes Album live und sorgten mit ihrer Bühnenshow und nicht zuletzt durch die zahlreichen Zugaben für gute Stimmung. Zuletzt war die Band 2007, anlässlich ihres zwanzigjährigen Bandjubiläums, live auf Deutschen Bühnen zu sehen gewesen und präsentierte, gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Frankfurt, einen Querschnitt aus zwanzig Jahren Bandgeschichte in orchestralem Gewand. Bei diesem Konzert trat man jedoch wieder in gewohnter Besetzung und einer Mischung aus Akustik und Elektronik auf…
Aber fangen wir von vorne an, denn die Lakaien hatten sich als Support eine hierzulande noch eher unbekannte, wenn auch sehr talentierte Künstlerin mit ins Boot geholt – eine stilistische Fehlentscheidung, wie sich nach dem Auftritt herausstellen sollte. Vic Anselmo, eine lettische Songwriterin und Sängerin, präsentierte dem sehr unruhigen Publikum ihr drei Tage zuvor veröffentlichtes Debütalbum, eine facettenreiche Reise durch die Klangspektren der gothischen und düsteren Musik. Begleitet hat sich die Künstlerin selbst am Keyboard. Ihre Musik lud zum Träumen ein und entführte den Hörer auf eine fantastische Reise, wohin auch immer. Die Musik erinnerte mich von ihrer Komposition ein wenig an einen Filmsoundtrack. Die Stimme Vic Anselmos, die drei Oktaven abdeckt, im ersten Augenblick noch ruhig, schüchtern hoch und ohne jegliches Durchsetzungsvermögen, verwandelte sich im nächsten Augenblick zu einer voll entfalteten, druckvollen, reifen Gesangsstimme.
Nur das Publikum wusste dieses Talent nicht richtig zu würdigen und belohnte den Auftritt mit einem eher halbherzig anmutenden Beifall. Als Opening-Act, welcher zudem den Konzertbesuchern noch gänzlich unbekannt ist, hat man es sehr schwer – dies erzählten mir bereits viele Bands, die ich im Rahmen meiner Radiotätigkeit in den letzten Jahren interviewt habe. Dies traf auch auf Vic Anselmo zu. Erschwerend kam für sie jedoch noch hinzu, dass es ein reines Akustikkonzert war und somit für ein ungeduldig auf den Headliner wartendes Publikum eine schier nicht enden wollende Qual. Dieser Auftritt wäre in einer Konzerthalle, in der die Besucher sitzend auf ruhigere Klänge eingestellt wären, wesentlich besser aufgehoben. Wer in Erwartung, sich zur Musik des Main-Acts mitwippen zu können, so etwas vorgesetzt bekommt, reagiert verständlicherweise verhalten. Nicht umsonst trauen sich kommerzielle Radiostationen keine großen Luftsprünge und Experimente mehr. Zu groß ist ihre Angst, die Hörer könnten den auditiven Konzertsaal verlassen. Die Tourveranstalter sind dieses Experiment eingegangen, wahrscheinlich, da Deine Lakaien ja in ihrem Repertoire auch ruhigere Songs bereithalten, aber zumindest für Hamburg ging diese Rechnung nicht ganz auf.
Nach einer Dreiviertelstunde Support, einer nicht enden wollenden, wenn auch sehr kurzen Unterbrechung, betraten Deine Lakaien endlich die Bühne, wobei nicht alle Bandmitglieder zu sehen waren. Ernst Horn, seines Zeichens für die Arrangements und die Elektronik verantwortlich, war den gesamten Auftritt über von einem Vorhang verdeckt gewesen und trat nicht wirklich in Erscheinung. Er überließ die Showeinlagen den Musikern und dem charismatischen Sänger, Alexander Veljanov.
Zu hören gab es Songs des neuen Albums, gepaart mit alten Klassikern aus der Bandgeschichte. Am bekanntesten dürfte der Song „Return“ gewesen sein, wurde er doch 1999 untypischerweise gleich auf zwei Kommerz-Mainstream-Samplern verkoppelt („Just the Best“ und „Bravo Hits“). Das Publikum war durchweg begeistert und das zu Recht. Denn Alexander Veljanov weiß auch live mit seinem Gesangstalent zu 100% zu überzeugen, was leider bei weitem nicht für jede Band, egal aus welcher musikalischen Schublade sie auch stammt, gilt. Meistens stehend, mit dem Mikrofonständer spielend oder über die Bühne tanzend sang sich Veljanov, begleitet von dem wohl vorprogrammierten, elektronischen Background und zwei Livemusikern, welche Cello sowie Geige spielten und ihn bei manchen Songs auch mit Backing-Vocals unterstützten, wieder einmal in die Herzen seiner alten und neuen Fans.
Während des gesamten Auftritts wurde auf pompöse Licht- und Lasershows verzichtet. Lediglich ein dezentes Licht beleuchtete die Bühne und die sich auf ihr bewegenden und agierenden Personen. Auffällig war jedoch die Frisur des Sängers, an den Rändern hochgestellt, in der Kopfmitte plattgedrückt. Wie eingangs erwähnt, war der zweite Kopf der Band, Ernst Horn, größtenteils nicht auf der Bühne zu sehen. Es ist daher schwer zu sagen, was er im Hintergrund noch an Live-Performance zu den Songs beigesteuert hat oder ob viele der elektronischen Klänge aus der Konserve kamen.
Nach zwei Stunden und rekordverdächtigen sieben Zugaben, welche die Klassiker „Reincarnation“ und „Mind Machine“ enthielten, endete das Konzert unter tosendem Beifall.
Für Band und Fans war der Auftritt der Lakaien am 13.10. in der Großen Freiheit hier in Hamburg somit ein toller Erfolg gewesen und wird, bis zum nächsten Auftritt, noch lange in den Köpfen der Fangemeinde präsent bleiben.
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