Wer erinnert sich nicht. Ein poppiges Lied mit einer eingängigen, einprägsamen Melodie und vor allem mit sehr einfachem Refrain: „Wir sind allein. Allein allein“.
Mit diesem Song machten Polarkreis 18 im Oktober 2008 in großem Stil auf sich aufmerksam. Nicht nur, dass dieser Song Teil eines Filmsoundtracks war, er war auch die erste Singleauskopplung aus dem zweiten Album der Band („The Colour of Snow“) und wurde im Radio rauf und runter gespielt.
Seit Herbst 2010 steht nun das dritte Album „Frei“ im Handel, welches musikalisch nahtlos an den Vorgänger anknüpft und welches die Band im April auch auf Deutschen Bühnen live präsentierte – so auch am 11.04. im Hamburger Übel und Gefährlich, einer Location, welche sich im vierten Stock des sogenannten „Medienbunkers“, direkt am Heiligengeistfeld, befindet.
Um 20:00 Uhr öffnete der Club an diesem Montag seine Tore. Doch bis zum endgültigen Konzertstart, knapp eine Stunde später, blieb noch genügend Zeit, quasi erstmal anzukommen, vielleicht etwas zu trinken oder um sich bis zum Auftritt der Supportband ein wenig hinzusetzen. Denn anders als sonst fieberten die Fans nicht laut dem Auftritt entgegen. Die Atmosphäre erinnerte zu Beginn, während des Einlasses, eher an eine gemütliche Bar: Man stand in dem verwinkelten Raum auf der Tanzfläche oder an der Bar, oder man hatte sich hingesetzt, entweder auf eine der zahlreichen Treppchen oder gleich auf dem Boden; im Hintergrund spielte leichte Pop- oder Chillout-Musik.
Um 21:00 Uhr nahm jedoch das Spektakel seinen lauf; jetzt saß keiner mehr, auch wenn sich die Begeisterung für das zuerst Gebotene in Grenzen hielt. Morning Boy hieß die Supportband, welche uns mit einer Mischung aus Pop und Rock zu begeistern versuchte. DieLieder, bei weitem nicht so eingängig und einprägsam wie die des Main Acts, konnten nicht jeden in ihren Bann ziehen. Aber als Vorband hat man oftmals eh einen schweren Stand, denn in Vorfreude auf den eigentlichen Act des Abends hat man doch oftmals gewisse Vorerwartungen an die Supportband …
Nach einer Dreiviertelstunde Morning Boy, welche mit einem eher zurückhaltenden Applaus verabschiedet wurden, einer nicht zu enden wollenden Viertelstunde Umbaupause, betraten Polarkreis 18 um kurz vor 22:00 Uhr die Bühne; wobei zunächst, während das sehr elektronische Intro abgespielt wurde, noch niemand auf der Bühne zu sehen war. Im Verlauf des Intros vernahm man dann jedoch, nicht aus Richtung Bühne, sondern aus der Mitte des Publikums, eine sehr vertraute und markante Stimme. Der Sänger gab eine erste Kostprobe seines Könnens zum Besten, während er sich auf dem Weg zur Bühne machte. Oben angekommen, am Ende des Intros, erschienen auch die restlichen (fünf) Bandmitglieder, welche allesamt vom Publikum mit begeistertem Beifall begrüßt wurden.
Während der nächsten 1,5 Stunden (inklusive der Zugaben) wurden Songs der letzten drei Studioalben präsentiert. Dabei fiel auf, dass der Livegesant qualitativ mit dem Studiogesang mithalten konnte, was ja bei weitem nicht immer der Fall ist – der regelmäßige Konzertbesucher wird wissen, wovon ich spreche. Live saß jeder, auch in den höheren Oktaven angesiedelte Ton. Die restlichen Musiker verstanden ihr Handwerk genauso gut.
Aber auch das Publikum kam während des Auftritts nicht zu kurz. Polarkreis 18 bezeichneten ihren Auftritt nicht als „Konzert“; für sie war es eine „Wohnzimmerparty“. Und wie es sich für eine derartige Party gehört, müssen die „Gäste“ natürlich in verschiedenster Weise eingebunden werden, sei es tanzend auf oder mit Konfetti werfend vor der Bühne. Der Sänger bewegte sich oftmals schnell im Publikum, um im nächsten Augenblick gleich wieder seinen Platz auf der Bühne einzunehmen. Und auch für eine kleine Erfrischung wurde gesorgt, als die Band eine große (gefüllte) Obstschale rumreichte, aus der sich jeder (den sie erreichte) bedienen durfte.
Untypisch für ein doch sehr rockiges Konzert war zum einen die Beleuchtung. Eine Stehlampe im 50er-Jahre-Stil war die einzige Lichtquelle. Ebenfalls untypisch war eine klassische Ballade, die vom Sänger, inmitten des während dieses Songs sitzenden Publikums, vorgetragen wurde. Während er dieses Lied vortrug, war aus dem Publikum kein Kreischen, kein Pfeifen zu hören. Generell gab es einige Momente, in denen das Publikum innehielt und buchstäblich keinen Ton von sich gab – was von der Band auch zum Schluss wohlwollend angemerkt wurde.
Nach einer guten Stunde war die „Party“ jedoch schon vorbei. Als Zugaben gab es „Bad Romance“ von Lady Gaga, jedoch ohne das lästige Gegacker – ein Glück – sowie das langersehnte „Allein allein“ in einer ruhigen Version. Den aus dem Radio bekannten Chor brauchte man hier nicht abzuspielen, für solchen Background-Gesang hat man ja das Publikum, welches diese Aufgabe mit Bravour meisterte.
Insgesamt gesehen war das Konzert von Polarkreis 18 eine wirklich sehr ausgelassene „Party“ gewesen, bei die sich der „Gastgeber“ nicht, wie sonst üblich, nur auf der Bühne aufhielt, sondern auch hautnah inmitten seiner ca. 500 „Gäste“ zu sehen und zu hören war. Das Konzert wurde somit zu einem Erlebnis der etwas anderen Art und dürfte allen in guter Erinnerung bleiben.
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