Sich aufzuregen bringt doch eh nichts! Diesen Satz hört man sehr häufig, gerade, wenn man sich in einer Situation ungerecht behandelt fühlt und seinem Frust, egal wo, einfach mal Luft macht.
Am 27.06. sorgte ein Artikel aus der Gehörlosenzeitung auf Facebook für Diskussionen: Keine Achterbahn für Gehörlose hieß es dort, eine prägnante Aussage, welche – sowohl bei Menschen mit als auch ohne Handikap – für sehr kontroverse Diskussionen sorgte.
Über die Stimmen, die dem Park richtiges Verhalten attestierten, möchte ich mich an dieser Stelle gar nicht auslassen. Was mich vor allem negativ faszinierte, war die Gelassenheit, mit der viele , Teils Betroffene, den Aufruhr bei Seite schieben wollten. Man würde mit dem sich Aufregen eh nichts verändern können, außerdem beträfe es eh nur eine kleine Gruppe von Menschen – alles Argumente, mit denen ich als blinder Freizeitparkfan mich ebenfalls immer wieder auseinandersetzen darf.
Doch Inklusion und Integration können mit so einer Einstellung nicht funktionieren und sind, drastisch gesagt, somit zum Scheitern verurteilt! Inklusion muss laut sein. Sie muss nicht nur von Verbänden und Organisationen vehement eingefordert werden, sondern – im besonderen – von den einzelnen Betroffenen selbst. Inklusion soll jedem nutzen und da dürfen Ausreden wie, dass es nur eine Minderheit der gesamten Gruppe betrifft, nicht als allgemeine Argumentation dafür, dass man eh nichts bewirken kann und es ein Kampf gegen Windmühlen ist, herhalten.
Man kann gemeinsam etwas verändern. Wenn man sich aber nur auf das Reden am runden Tisch, auf Absprachen zwischen Verbänden und Vertretungen verlässt, wenn man nicht aktiv und auch ruhig mal impulsiv auf bestimmte Situationen, Umgangsformen etc. aufmerksam macht und Dinge einfordert, so werden Inklusion und Teilhabe weiterhin bloß schöne Floskeln bleiben, mit denen Politiker sich ihre Wahlprogramme schmücken können.
Inklusion, Teilhabe und Integration können jedoch auch nur dann funktionieren, wenn Menschen ohne Handikap endlich begreifen, dass kein Handikap zu haben eben nicht mehr als Vormachtsstellung zu begreifen ist. Wer sehen, hören oder laufen kann, ist uns Menschen mit Behinderung gegenüber nicht besser gestellt und kann nicht für uns, sondern nur mit uns entscheiden. Selbst Entscheidungen zu treffen, raus zu gehen, Dinge einzufordern sind manchmal anstrengend, weshalb viele Betroffene leider lieber die Füße still halten und nichts tun. Wenn Ihr schon selber nichts unternehmen wollt oder vielleicht auch könnt, so akzeptiert wenigstens diejenigen, die sich stark machen und für ihr Recht auf uneingeschränkte Teilhabe am öffentlichen Leben, für die Nutzung von Einrichtungen im Rahmen der eigenen, persönlichen Möglichkeiten (und nicht so, wie es TÜV, Ämter oder Betreiber vorgeben!) einstehen und kämpfen. Es gibt nämlich nichts schlimmeres, neben der Intoleranz und dem Unverständnis Seitens nichtgehandikapter Menschen, als Unverständnis, Kritik, Schlechtrederei und Unlust aus den eigenen Reihen!
Eine Antwort auf „Gedanken-Gänge XXI – Von nichts kommt nichts oder: Inklusion muss laut sein!“
Christian, das sehe ich genauso. Es liegt an uns auf Dinge aufmerksam zu machen, die wir gern anders hätten. Und da kann jeder dazu beitragen. Öffentlichkeitsarbeit fängt vor der eigenen Haustür an. Und nicht bei den Blindenverbänden. Und wem das nicht liegt, der soll sich den Aktivisten nicht in den Weg stellen, sondern sich vergegenwärtigen, daß diese das in ihrer freien Zeit tun.