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Gedanken-Gänge XXXX – Von Fastfood, Shopping & co oder: Ein Rundgang durch die geläufigsten Anglizismen unserer Alltagssprache

Deutsche Sprache, schwere Sprache – heißt es ja so schön. Unterhält man sich jedoch mit älteren Menschen, so bekommt man nach ihren Aussagen jedoch den Eindruck, dass von der Deutschen Sprache eh nicht mehr soviel übrig ist, so sehr übernehmen wir Ausdrücke, vornehmlich aus dem Englischen, mit in unseren alltäglichen Sprachgebrauch. Mit Baujahr ’84 wurde ich in eine Generation hineingeboren, in der Anglizismen (Erklärung folgt gleich) mit an der Tagesordnung waren; es für uns somit nicht mehr „besonders“ war, Lehnwörter aus dem Englischen mit ins Deutsche zu übernehmen – und wenn es nur das einfache „cool“ war und ist.

Das, was man umgangssprachlich gern als „Denglisch“ (Zusammengesetzt natürlich aus Deutsch und Englisch) bezeichnet, nennt sich „Anglizismus“. Wikipedia weiß hierzu folgendes: „Als Anglizismus bezeichnet man einen sprachlichen Ausdruck, der aus dem Englischen in eine andere Sprache eingeflossen ist. Betroffen davon sind alle Bereiche eines Sprachsystems, von der Lautung über die Formenlehre, Syntax, Semantik bis zum Wortschatz, sowie die Bereiche Sprachgebrauch und Sprachebene (Fachsprache, Alltagssprache, Slang und anderes). Findet die Übernahme Akzeptanz von Seiten der Sprachgemeinschaft, werden die Ausdrücke als Fremd- und Lehnwort bzw. als neue Bedeutung eines Wortes oder als neue Satzkonstruktion übernommen.“

So weit die Theorie, die jedoch in der Sprachpraxis immer umfassender ihren Einsatz findet. Ich würde sogar behaupten, es geht teilweise soweit, dass wir für einige aus dem Englischen übernommene Ausdrücke überhaupt kein Deutsches Synonym mehr verwenden, ja selbst keines mehr kennen.

Jeder ist heute ein „Manager“

Ist es Euch bei der letzten Jobsuche vielleicht auch schon aufgefallen? Jobbezeichnungen erhalten immer zunehmender englischsprachige, neue Ausdrücke – ach halt, beim Wörtchen „Job“ fängt es ja bereits an. 😉

Fast ein jeder von uns ist in seinem Berufsumfeld neuerdings ein Manager. Aus einem Personalsachbearbeiter wird somit ein „HR Manager“, wobei „HR“ hier für „Human Resources“ steht. aus dem herkömmlichen „Hausmeister“ wird ein „Facility Manager“ und wenn man nicht Manager ist, dann ist man zumindest ein „Agent“, anstatt wie zuvor „Mitarbeiter“. Möchte man noch zwischen Nachwuchskraft und Arbeitnehmer mit Berufserfahrung unterscheiden, setzt man einfach ein „Junior“ oder „Senior“ vor die Jobbezeichnung.

Und hat man den Job bekommen, begegnen einem im Arbeitsalltag viele weitere Lehnwörter, wenn nicht sogar komplett aus dem Englischen übernommene Ausdrücke – mal von technischen Fachbegriffen ganz abgesehen. Man bekommt anfangs ein Training oder Teaching, nimmt an Meetings und Workshops teil, arbeitet dann im Team, schickt sich Reminder für den nächsten Termin, liest und hört oder nutzt etwas, das sich Mindmap nennt, beim Verkauf redet man von Sales, und damit auch alle Mitarbeiter der Firma das gleiche Briefpapier, die gleichen E-Mail-Vorlagen etc. verwenden, spricht man auch gern vom „Corporate Design“ oder der „Corporate Identity“.

Viele empfinden es als zeitgenössisch, es gehöre zum Zeitgeist dazu, um im internationalen Markt bestehen und sich behaupten zu können – so oder so ähnlich wurde mir mal auf die Frage, warum alles auf einmal verenglischt wird, geantwortet. Man kann es kritisieren oder richtig cool finden – ein wenig befremdlich wirkt es auf mich jedoch schon.

Freizeit, Alltag, Umgangssprache

Dieser große Sprachbereich bietet inzwischen soviele Wörter und Ausdrücke mit Englischem Ursprung, dass es schier unmöglich ist, eine komplette Liste zu erstellen. Hier einfach mal ein paar Dinge, die Freunden und mir bei einem kurzen „Brainstorming“ in den Sinn kamen.

Wer sich modisch kleidet, der kleidet sich stylisch – an diesem Wort und seiner Schreibweise merkt man auch sehr gut, wie Wörter aus dem Englischen eingedeutscht werden. Viele von uns besitzen noch CD- oder DVD-Player; schon komisch, beim Plattenspieler ist uns das Originalwort erhalten geblieben. Und wenn es mal wieder schnell gehen muss, essen wir bei Mäckes oder sonstwo Fastfood – gibt es dafür eigentlich überhaupt ein Alternativwort? Ich glaube nicht. 😉

Generell ist im Bereich Ernährung inzwischen auch der Anglizismus eingekehrt, ob nun bei Food Festivals, den Weight Watchers, das bei Köchen sehr beliebte „Convenience“ oder sämtliche Essensbezeichnungen von Wedges über Burger und weitere.

Wir gehen Shoppen, lustigerweise nutzen wir dieses Wort aber scheinbar nur dann, wenn es nicht um Dinge des täglichen Gebrauchs geht. Wer den Supermarkt besucht, würde wohl kaum sagen, dass er oder sie shoppen war? 😉 Schön, dass der Supermarkt weiterhin Supermarkt ist. Wer Shoppen gehen will, besucht auch hierzulande oft ein Shopping Center. Wenn man dort etwas Essen möchte, gibt es fast überall einen Food Court oder eine Food Corner.

Jeder hat so seine Lieblingsbands, teils Newcomer, teils große Stars. Wir kaufen Merchandising-Artikel, nutzen Streamingdienste, um die Musik zu hören. Der Großteil dieser Wörter hat überhaupt keine Ursprungswörter im Deutschen, weil wir sie von Anfang an scheinbar in den Deutschen Wortschatz übernommen haben. Für Band gibt es zwar „Gruppe“, aber beim Rest? Allein schon sämtliche Genrebezeichnungen ließen sich nur eher schwer ins Deutsche transferieren – aus Rap wird dann: Musik mit rhythmischem Sprechgesang? Klingt und liest sich komisch.

Ein Kabarettist nennt sich neuerdings Comedian und ist hoffentlich auch ein guter Entertainer. Wer Spaß haben will, hat Fun. Wir gehen auf Partys und sprechen nur bei gehobeneren und/oder besonderen Anlässen von einer Feier. Und wenn man nicht in den Club hineingekommen ist, war natürlich der Doorkeeper oder das Security Personal Schuld.

Viele von uns spielen gern – aber wenn es um Spiele an Konsolen, Computer & co geht, spricht man von Gaming. Alles andere, Analoge, bleibt weiterhin ein Spiel.

Wer ein Nickerchen macht, der ist neuerdings am Nappen (von: To take a Nap), wer sich in seine Bettdecke einrollt, der wrappt.

Wer jemanden kennenlernt, der hat ein Date, ist sicherlich auch am Flirten, landet für ein wenig Sex im Bett und am Ende wars doch nur ein „One Night Stand“ – was auch sonst, denn auch hierfür gab es vor der „Einführung“ dieses Begriffs wohl noch kein Pendant.

Wer mit Bus oder Bahn fährt, braucht keinen Fahrschein mehr, sondern kauft ein Ticket. Lustig, dass Schaffner trotzdem weiterhin den Fahrschein kontrollieren wollen.

Und wer hat nicht schon von den vielen Challenges gehört, ob nun auf YouTube, im Team auf Arbeit oder wo auch immer.

Sprache verändert sich

Ein Ding, das man nicht hören mag – Sprache verändert sich. Es kommen neue Wörter und Ausdrücke hinzu, andere sind out und verschwinden ungehört im Nichts. Ein Zyklus, den wir nur schwer aufhalten können, ansonsten würden wir auch heute noch so schwülztig daherreden wie im Mittelalter – was damals sicherlich auch total im Trend war, aus heutiger Sicht sich verstaubter denn je anhört. Was diejenigen, die solch ein Wandel „stört“ nur tun können ist, sich einfach selber treu zu bleiben. Es zwingt einem niemand sämtliche Redewendungen, ob im Job oder in der Freizeit, auf. Es liegt allein an uns, ob und inwieweit wir diese mit in unseren persönlichen Alltag integrieren. Wer nicht Shoppen gehen mag, geht halt Einkaufen. Wer mit Fame nichts am Hut hat, erntet vielleicht lieber Ruhm. Wer sich bei Facility Manager nicht angesprochen fühlt, kann doch gern weiterhin Hausmeister sein. Wichtig ist, dass wir sowohl die eine als auch die andere Richtung akzeptieren. Sprich wer unbedingt meint, gefühlt jedes fünfte Wort im Satz müsse ein Englisches sein, der soll so sprechen. Umgekehrt dürfen aber auch diejenigen, die diesem Trend eben nicht folgen möchten, nicht gleich als oldfashioned abgestempelt werden und außenvor bleiben.

Abschließend jedoch noch ein Beispiel, bei dem auch ich lieber auf das Englische Wort zurückgreife – nennen wir es aus Sicherheit. Wer nämlich Stadtführungen veranstaltet, betätigt sich als Stadtführer, Neudeutsch auch Tourguide oder kurz Guide. Und was wäre Guide auf Deutsch? Richtig: Führer. Auch im 21. Jahrhundert muss man mit diesem Wort immer noch sehr sehr vorsichtig sein und geht hier sprachlich lieber auf Nummer Sicher.


Von Christian Ohrens

Freier, geburtsblinder Journalist, Baujahr 1984, abgeschlossenes Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft, Autor, Web-, Foto- und Videoblogger, DJ und Gästeführer.

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