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Findet ein blinder DJ den besseren Beat? Ein kleiner Rückblick auf zwölf Jahre DJ-Tätigkeit

Egal, was du als Blinder auch tust – du erntest von Seiten der Sehenden entweder absolutes Erstaunen oder aber sie empfinden das, was du machst, als selbstverständlich. Als DJ auf Partys und Feiern unterwegs zu sein, ist ein Mittelding aus beidem: Einerseits das Erstaunen über die Bewältigung der Technik, andererseits die Selbstverständlichkeit, denn Blinde machen ja alle irgendetwas mit Musik – so sagt es das immer noch vorherrschende Klischee.

Grund genug, nach über zehn Jahren aktiver DJ-Tätigkeit meine Arbeit einmal etwas Revue passieren zu lassen.

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Gedanken-Gänge XXXIII – Dienstleister mit Handikap oder: Inklusion ist, wenn wir unsere Behinderung nicht ewig thematisieren und uns wegen ihr verteidigen müssen

Fast zehn Jahre arbeite ich nun bereits als mobiler DJ. Ich war auf zahlreichen Veranstaltungen und Feiern unterwegs, ob in Hamburg oder sonstwo in Norddeutschland, Berlin oder sogar Köln. Und seit zehn Jahren muss ich mich mit der Frage auseinandersetzen, wann, ob und wie ich meine Blindheit mit ins Spiel bringe?

Ich erinnere mich noch gut an eine Hochzeitsmesse 2011 in Wolfsburg. Der Veranstalter diskutierte mit mir, dankenswerter Weise auf sehr sachlicher Ebene, ob ich meine Blindheit „ankündigen“ oder nicht sogar als Marketing instrument gebrauchen sollte. Seit jeher lehne ich diese Art der Offensivbekanntmachung ab. Ich bin DJ aus Überzeugung, mache Musik und da spielt es keine Rolle, ob ich nun blind bin oder nicht.

Da man jedoch nicht vollends am Markt vorbeiarbeiten kann, fügte ich nach und nach kleine Hinweise auf meiner DJ-Website hinzu, anhand Interessierte durchaus in der Lage sein sollten, meine Blindheit herauszulesen. Ob nun bei meinem Slogan: „Blindes Vertrauen in die Musik“ oder meinen FAQs, wer sich wirklich informieren und mit dem Menschen auseinandersetzen möchte, den er da bucht, kann durchaus nicht behaupten, er oder sie hätte nichts davon gewusst.

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Blindheit als Aushängeschild und Marketingstrategie???

Am vergangenen Wochenende fand im Wolfsburger Kongresspark die alljährliche Hochzeitsmesse statt, auf der ich mit meinem DJ-Gewerbe in diesem Jahr auch mit einem kleinen Infostand mit Plakaten, Flyern und Visitenkarten vertreten war.
Am ersten der zwei Messetage wurden mir Beobachtungen mitgeteilt, nach denen ich vom vorbeilaufenden Publikum oftmals angestarrt, jedoch in den seltensten Fällen angesprochen wurde. Viele nahmen sich im Vorbeigehen Flyer und Visitenkarte mit – hieran ist nichts verwerflich. Auffällig waren die Blicke vieler wohl schon. Ich schleppte jedoch auch keinen Blindenstock mit mir herum, warum auch, blieb ich doch 8 Stunden lang eh nur an ein und demselben Fleck, die klischeehafte Armbinde trage ich erst recht nicht. Jetzt könnte man aus Sicht des Sehenden argumentieren, dass sie sich vielleicht unsicher waren, nicht genau wussten, ob und wie… und deswegen so reagiert hatten. Den vorangegangenen Zeitungsartikel mit einer Ankündigung wird zudem ja auch nicht jede(r) gelesen haben.

Am Ende des ersten Messetages führte ich eine leicht hitzige Diskussion mit dem Veranstalter, der in meiner Situation die Blindheit als Aushängeschild und Marketingstrategie verwenden würde, ferner noch, er riet mir generell, die Blindheit mehr zu thematisieren, denn potentielle Kunden könnten sich verarscht vorkommen, wenn sie von Anfang an nicht gewusst hätten, woran sie bei mir sind – hierauf gehe ich im weiteren Verlauf noch ein.

Und so änderte ich für den zweiten und letzten Messetag die Plakatierung: „Blinder DJ …“ war nun auf zwei Plakaten zu lesen und das kleine zusätzliche Wörtchen verfehlte seine Wirkung nicht. Die Leute, so wurde beobachtet, blieben öfters stehen, kamen zurück, lasen erneut und, ganz wichtig, sprachen mich vermehrt an diesem Tag an. Auch die Visitenkarten und Flyer gingen hier besser weg als noch am Vortag.

Diese Story soll zur Veranschaulichung für die folgende Diskussion dienen, die gerne durch Kommentare in diesem Blog ergänzt werden kann und auch soll!