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Gedanken-Gänge XXXVII – Gehandikapt, besonders und anders? Gedanken zum Wörtchen „Behindert“

Heute, am Tag der Menschen mit Behinderung (03.12.), nutze ich die Gelegenheit, einmal ein wenig über den Begriff „Behindert“ zu sprechen. Denn gerade in jüngster Zeit musste ich in Gesprächen immer wieder feststellen, wie negativ besetzt dieses Wort immer noch ist – oder sollte ich sagen: immer wieder?

Behinderung ist für viele ein Schimpfwort („Ey man, biste behindert?!“), obwohl sich mit diesem Wort eigentlich genau das punktgenau wiedergeben lässt, worauf es ankommt. Nämlich dass die Person eben nicht „krank“ ist, auch wenn Behinderung gerne mal mit Krankheit gleichgesetzt wird.

Viele empfinden sich selbst nicht als behindert oder ihre Behinderung nicht als solche. Auch ich habe in all den Jahren meiner Bloggertätigkeit viel über „Behinderung“ geschrieben und anfänglich auch versucht, dieses Wort zu umschreiben bzw. zu vermeiden und durch andere, scheinbar positivere Wörter (wie „Handikap“), zu ersetzen. Doch warum eigentlich?

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Gedanken-Gänge XVIII: Über ein Wahrnehmungs-Debakel oder: Heißt sehen wirklich verstehen?

In einer Episode der Kult-Fernsehserie „Knight Rider“ hörte ich letztens einen Satz, der mich dazu veranlasste, diesen kleinen Beitrag zu verfassen:

„Sehen heißt doch noch lange nicht wissen, oder alles verstehen“ (Julie Robinson in: Knight Rider 2×05 ‚Blindes Vertrauen‘, USA, 1982)

Auch wenn diese Serie aus einer Zeit stammt, in der Inklusions- und Integrationsbemühungen vieler Orts noch in den Kinderschuhen steckten, so habe ich manchmal den Eindruck, dass sich auch heute, im Jahr 2017, an dieser zutreffenden Aussage bei vielen, sehenden Menschen nichts geändert zu haben scheint.

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„Träumen blinde Menschen eigentlich?“

Eine Frage, die mir schon sehr oft gestellt wurde und die ich mit „Ja“ beantworten kann.

Jeder träumt… nur träumen nicht alle gleich. Während es Sehende gibt, die anscheinend in ihren Träumen nichts hören oder fühlen und stattdessen das Geschehen im Traum nur sehen, vielleicht auch nur als Beobachter, welcher sich selber im Traum sieht, gibt es aber auch Menschen, die mit all ihren Sinnen ihre Träume erleben –
dies stellte ich fest, als ich Sehende fragte, wie sie denn träumen würden? Ein Blinder träumt natürlich auch und auch hier gibt es anscheinend Unterschiede. Bei mir ist es so, dass ich sehr wohl in meinen Träumen fühle bzw. höre. Der Traum spiegelt ja, so sagt man, Dinge wieder, die man bereits erlebt, vor denen man vielleicht Angst oder über die man schon einmal nachgedacht hat. Wenn das wirklich stimmt, so ist erklärbar, warum ich in meinen Träumen beispielsweise nie etwas sehe (denn ich habe ja noch nie gesehen), späterblindete Menschen jedoch durchaus noch im Traum etwas mit ihrem Auge wahrnehmen können (hier schöpfen sie vielleicht aus ihrer Erinnerung an die Zeit vor ihrer Erblindung).
Ich durchlebe meine Träume also so, wie ich auch meinen Alltag durchlebe, sprich ich höre oder fühle etwas – bei anderen Blinden mag der Traum anders verlaufen. Vielleicht gibt es ja auch hier zum Beispiel Leute, die nur etwas hören, aber vielleicht sonst nichts anderes in ihren Träumen wahrnehmen… wer weiß.
Daher ist die Frage, „ob blinde Menschen Träumen“ zwar mit „Ja“ zu beantworten, ich vermute jedoch, dass es auch hier Unterschiede im „Wie“ geben wird.
Man sollte natürlich nicht außer Acht lassen, dass wir uns an den Großteil unserer Träume im Nachhinein gar nicht mehr erinnern können und somit auch nicht mehr wissen, wie diese Träume abgelaufen sind…