Tag 11
Dienstag, 24.04.2018
Tagesnavigator
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- Fazit: Gedanken über das alleine Reisen
Der vorletzte Tag meiner Reise begann mit einer kleinen Internetrecherche. Denn auch für Ljubljana versuchte ich, eine individuelle Stadtführung zu buchen, was mir schlussendlich auch gelang. Ich legte Zeit- und Treffpunkt fest, die Bezahlung würde, wie eigentlich fast immer bei solchen Touren, in bar erfolgen.
Danach, es war bereits 9:00 Uhr durch, ging es mit der Tram in die Stadt. Ich wollte den Dolac, den täglichen Markt, welcher vor allem oberhalb des Hauptplatzes stattfindet, einen Besuch abstatten. Ich hatte nicht direkt vor, etwas zu kaufen, jedoch gehört dieser Markt mit zu den Highlights, die man in Zagreb schon besucht haben sollte.
Direkt am Hauptplatz angekommen, stieß ich bereits auf die ersten Ausläufer des Marktes. Souvenirs-, erste Obst- und Gemüsestände sowie kleinere Snackimbisse warteten auf ihre Kunden. Es roch süßlich, ähnlich wie Crêpes oder… Schmalzkuchen? Konnte das sein? Immer der Nase nach folgend, stieß ich auf einen kleinen Stand, welcher „Domace Fritule“ oder „Domace Fritate“ (so genau war sich der Passant irgendwie nicht sicher, was auf dem Schild stand), kleine, frittierte Teigbällchen, die wahlweise mit Nutella oder mit Zucker genossen werden konnten. Ich entschied mich für die Zuckervariante, eine sehr gute Wahl.
Nachdem ich mein süßes Frühstück verzehrt hatte, stieg ich die Treppe zum eigentlichen Markt hinauf. Der Geruch nach frischem Obst und Gemüse, insbesondere jedoch nach Erdbeeren stieg mir in die Nase. Die Versuchung war groß, jedoch befürchtete ich, dass die Erdbeeren nicht heil ans Ziel kommen würden. Man wird ja doch schon mal angerempelt, auch wenn die Leute hier weitaus umsichtiger waren, als mancher Orts in Deutschland – so zumindest mein Eindruck, welcher natürlich auch der rosaroten Brille des Touristen verschuldet sein kann. Und eine ganze Schale sofort vertilgen, war mir dann auch zu viel, denn die Teigbällchen sättigten ganz schön!
So schlenderte ich, ohne Erdbeeren, über den Markt, erkundigte mich an diesem oder jenem Stand, was so angeboten wurde und landete letzten Endes bei einem weiteren, sehr großen Stand mit Souvenirs. Auch aus Zagreb wollte ich etwas mitnehmen und entschied mich unter Anderem für ein T-Shirt. Ich bewunderte hier, wie auch schon bei meinen Shopbesuchen in Sarajevo oder Belgrad, die Geduld und Ruhe, mit der ich hier beraten wurde. Ich habe mir die Zeit auch wirklich genommen und mir viele Dinge zeigen lassen. Es wurde kein einziges Wort darüber verloren, dass ja noch andere Kunden warten und etwas kaufen wollen würden oder dergleichen, was in hiesigen Geschäften, je nach Verkäufer und Länge der Beratung, schon mal vorkommen kann.
Atmo-Aufnahme: Dolac, Markt in Zagreb; leider mit leichten Handystörgeräuschen
Ein Blick auf die Uhr nach meinem erledigten Einkauf sagte mir, dass ich mich langsam auf dem Weg zum Turm bzw. zur Kanone machen sollte, welche täglich um 12:00 Uhr mittags abgefeuert wird. Diese Tradition reichte – so wurde mir erzählt – bis ins 18. oder 19. Jahrhundert zurück. Beim Verkäufer des Souvenirshops erkundigte ich mich nach dem Weg. Ich bräuchte bis zu einer Viertelstunde, meinte der Herr, denn der Weg sei kompliziert zu gehen, aber er würde mich ein Stückchen begleiten. Aus dem „Stück“ wurde dann doch der gesamte Weg. Und am Ende, als die Kanone abgefeuert wurde und ich mich, wie viele weitere Besucher des täglichen Spektakels, auf dem Weg zurück zum Hauptplatz machte, wusste ich genau, warum der Aufstieg so lang in Anspruch genommen hatte: Der Verkäufer wollte vermeiden, dass ich Treppenstufen zu bewältigen habe. Auf direktem Weg war ess nur eine Sache von fünf Minuten und ich stand wieder unten auf dem Dolac.
Atmo-Aufnahme: Täglich um 12:00 Uhr mittags wird oben vom Turm eine Gewehrkugel abgefeuert; ein Highlight, vor allem für die umherstehenden Kinder 😉
Mein Magen knurrte, es war inzwischen auch schon kurz vor 13:00 Uhr. Ich erkundigte mich nach dem nächstgelegenen, empfehlenswerten Restaurant und wurde sogleich in einen Hinterhof, auf eine schattige Terrasse geführt. Mein Deutsch sprechender Kellner, Manfred, war gleich zur Stelle und empfahl mir ein Hähnchensteak mit Pilzen in Sahnesoße dazu Reis. Klang gut, ich willigte ein. Als Manfred das Getränk brachte, teilte er mir mit, er hätte schon einen Schluck eingeschenkt und die Flasche 20 Meter hinter das Glas gestellt – natürlich waren nur 20 CM gemeint. 😉
Die Empfehlung des Kellners klang nicht nur gut, sie war es auch! Gesättigt machte ich mich wieder auf die Socken, um mir auch aus Kroatien etwas Musik zu besorgen. Mehrere Leute hatten mir bereits „Kroatia Records“ empfohlen, welcher sich in einer belebten Seitenstraße nicht weit von der Kathedrale entfernt befinden sollte. Der Name klang vielversprechend, jedoch stellte sich auch hier heraus, dass es kaum Künstler aus dem Electro-Bereich, noch Compilations mit aktueller, Kroatischer Popmusik auf CD zu geben schien. Viele veröffentlichen ihre Musik ausschließlich in digitaler Form – leider. Dennoch wurde ich hier fündig und verließ eine Viertelstunde später den Laden.
Es war recht heiß draußen und so stand mir der Sinn nach einer kleinen Abkühlung. Diese fand ich in einem gegenüber dem CD-Store gelegenen Café. Dort traf ich auf Claudia, welche dort gerade mit Freunden ebenfalls eine Pause einlegte. Eine Sache, die ich fast vergessen hätte, fiel mir wieder ein – ich wollte nach einem neuen Rucksack schauen. Auch wenn ich befürchtete, dass mich dieser fast genauso viel kosten würde, als wenn ich ihn in Deutschland gekauft hätte, einen Versuch war es trotzdem wert und am Ende ist es ja auch egal, wo und bei wem man die 50 Euro lässt – in Kroatien oder in Deutschland, Hauptsache, ich bekomme das, was ich suche.
Und ich bekam. Wie befürchtet war der Rucksack nicht viel billiger, als bei uns, aber das Spielte in dem Fall auch nicht die erste Geige. Auch hier wurde ich wieder mit viel Geduld beraten. Die Mitarbeiter und Claudia, welche mich begleitet hatte, halfen sich Gegenseitig mit ihren Englischkenntnissen und so verließ ich am Ende erfolgreich das Geschäft.
Mit der Tram fuhr ich zum Hostel. Ich wollte beim Fahrer eine Fahrkarte kaufen, jedoch verstand mich nicht und so übernahm ein anderer Fahrgast nicht nur das Übersetzen, er kaufte auch die Fahrkarte und ließ sich hiervon auch nicht beirren, geschweige denn das Geld zurückgeben.
Im Hostel angelangt, verabredete ich mich mit Igor. Er wollte mir für meine Videoreportage über meine Reise ein wenig über sein Hostel erzählen. Er zeigte mir einige Räume und Einrichtungen. In rund elf Jahren hat er das alte Haus aufwendig renoviert, viele Einrichtungsgegenstände von einem befreundeten Handwerker herstellen und die Inneneinrichtung des Hauses von zahlreichen Künstlern, die das Hostel seither besucht haben, dekorieren lassen. Ob Portrait- oder andere Zeichnungen, Comicstrips und weiteren, künstlerischen Erzeugnissen, das Hostel beinhaltet viele individuelle Dinge, ohne jedoch allzu kunterbunt oder überladen zu wirken. Igor bot mir noch einmal an, zwei oder drei meiner Fotografien, die ich ihm per Email zusenden und die er dann ausdrücken würde, im Hostel aufzuhängen. Er betonte jedoch ausdrücklich, dass es Bilder sein sollen, die ich mir aussuchen müsste und nicht er. Eine schöne Gelegenheit, dachte ich und bedankte mich bei ihm für sein Angebot.
Nach diesem kleinen Rundgang setzte ich mich zu den anderen in den Garten. Einige wollten in Kürze aufbrechen, um sich den Sonnenuntergang von einem kleinen Berg aus anzusehen. Ich fragte kurzentschlossen, ob sie mich mitnehmen würden? Sehr erfreut willigten sie ein. Einer äußerte leichte Bedenken, denn der Weg sei teilweise etwas steil und kurvig, aber die anderen wischten alle Bedenken beiseite. Schließlich seien genug Leute dabei, die mich unterstützen würden. Und dies war auch der Fall. Der Pfad war teilweise etwas unwegsam, da wir durch den Wald laufen mussten, aber am Ende wurde man mit einem tollen Ausblick auf die Stadt belohnt. Nicht Weit von unserem Aussichtspunkt entfernt stand eine Art Holzhütte, dessen Wände mit allerlei faschistischen Parolen beschmiert worden waren. In den letzten Tagen hatten sich einige Hostelbewohner daran gemacht, alle Symbole und Parolen umzuändern zu übermalen oder einfach so zu gestalten, sodass sie nun das genaue Gegenteil von dem aussagen, als ursprünglich vom Schmierfink erdacht.
Ich genoss für einen Augenblick diese Ruhe, das Gezwitscher der Vögel im Hintergrund. Die Stadt war entfernt von unten zu hören.
Einige hatten sich aus dem Supermarkt mit Bier eingedeckt und unterhielten sich, bei Getränk und Sonnenuntergang, angeregt. Nach ca. einer halben Stunde brachen die ersten von uns auf. Ich schloss mich ihnen an und so kehrten wir zurück zum Hostel. Ich fing an, erste Sachen in den Koffer zu packen, den Rest würde ich morgen vor der Abfahrt erledigen. Ich fragte Igor, ob mich jemand am Morgen zur Tram bringen könnte, ich wollte dieses Mal mit der Straßenbahn zum Busbahnhof fahren und das Geld für ein Taxi sparen.
Eine Antwort auf „Zwölf Tage blind durch den Balkan: Ein Reisebericht aus Belgrad, Sarajevo und Zagreb“
Ich wünsche Dir viel Spaß und viele gute Inspirationen.