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Freizeitparknutzung durch blinde Menschen oder: Wie gerechtfertigt sind Nutzungsbeschränkungen und Fahrtverbote?

Einleitung

Blind seinen Alltag zu meistern und auch außerhalb des häuslichen, geschützten Bereichs Freizeitbeschäftigungen nachzugehen, scheint für viele sehende Menschen teilweise schier unmachbar zu sein. Ob nun aus Gründen der eigenen Unterschätzung („Was wäre, wenn ich jetzt auf einmal erblinden würde?“) oder aus Gründen der Fürsorglichkeit, viele sehende Menschen können sich nur schwer in die Lage eines autonom handelnden, mobilen Blinden hineinversetzen.

Doch viele sehende Menschen, dies zeigten zahlreiche Diskussionen und Kommentare zu meinen für Parkerlebnis durchgeführten Freizeitpark-Tests, wollen sich scheinbar auch gar nicht in die Situation des Blinden hineinversetzen. Sie pochen auf ihre Einstellung, dass der Sehende besser wisse, was dem Blinden zuzutrauen sei und die dadurch entstehenden Teilnahmeverbote Seitens Betreiber doch nur all zu begründet wären.

„Im Gegensatz zu Diskriminierungen aufgrund anderer Merkmale im Sinne des AGG (ethnische Herkunft, Glauben, Geschlecht oder sexueller Orientierung etc.) treffen Menschen mit Behinderungen bei Ihrer Freizeitgestaltung oder auch im Alltag oftmals nicht auf Benachteiligungen aus Motiven der inneren Ablehnung, sondern auf solche, die zwar ebenfalls aufgrund von Vorurteilen, aber eher einer eigentlich positiv gemeinten überbordenden Fürsorge entspringen. Das Resultat ist jedoch das Gleiche, denn Menschen mit Behinderungen werden daran gehindert, für andere Menschen selbstverständlich zugängliche Angebote in Anspruch zu nehmen. Sei es die verbotene Achterbahnfahrt für einen blinden Menschen, der mit seinen Kindern einen Freizeitpark besucht, sei es der verwehrte Zutritt zum Restaurant im Fernsehturm oder auch nur der Hinweis vor einer Busfahrt, einem Hallenbadbesuch oder der geplanten regelmäßigen Nutzung eines Fitnessstudios, dass aufgrund des im Schwerbehindertenausweis eingetragenen Rechtes auf die Inanspruchnahme einer Begleitperson (Merkzeichen „B“) eine solche auch mitzubringen oder andernfalls eine Nutzung des jeweiligen Angebotes „leider“ nicht möglich sei. Gemeinsam ist diesen Praxisbeispielen von Freizeit- oder Alltagsdiskriminierungen, dass vermeintliche Experten für bestimmte Lebensbereiche besondere Gefahren im Falle der Nutzung durch behinderte Menschen vermuten, die sie aus versicherungstechnischen oder fürsorglichen Gründen durch ein Benutzungsverbot für diesen Personenkreis vermeiden wollen.“

(Richter 2017a)

Widmet man sich ein wenig intensiver dem Bereich der Freizeitparks und betrachtet einmal die Sicherheitsbestimmungen, welche zumeist auf den Parkhomepages (z. B. beim Hansa-Park, beim Phantasialand oder auch beim Europa-Park) nachzulesen sind, ergibt sich nicht nur ein verzerrtes Bild dessen, was blinden Besuchern zuzutrauen ist, sondern auch der Rolle, die ein möglicher, sehender Begleiter hier einnehmen soll. Der sehende Begleiter gilt für viele Parkbetreiber als Grundvoraussetzung für die (Be-)Nutzung ihrer Attraktionen. Als Gründe werden eventuelle Evakuierungen angeführt, bei denen es dem Fahrgast möglich sein muss, sich aus eigener Kraft zu befreien bzw. die Anlagen aus eigener Kraft, ohne Zuhilfenahme anderer, zu verlassen. Das eine Zuhilfenahme auch durch andere Besucher erfolgen kann, wird grundsätzlich ausgeschlossen. Einige Parks gehen sogar so weit, den Begleiter einem Betreuer gleichzustellen, was allein schon aus rechtlicher Perspektive höchst fragwürdig erscheint (vgl. hierzu die Testberichte zum Hansa-Park oder unserem Phantasialand-Besuch).

Ein ähnliches Bild findet sich auch bei der Nutzung von Schwimmbädern durch blinde Menschen scheinbar wieder. Auch hier wird häufig eine Begleitung vorausgesetzt.

Doch welche Rolle kann bzw. sollte eine Begleitperson tatsächlich einnehmen? Kann und darf vor allem eine Begleitperson im Sinne eines Freundes oder Partners bei einem Personenschaden haftbar gemacht werden, so er nicht grobfahrlässig herbeigeführt wurde? Ist somit die Grundbedingung einer Begleitung, beispielsweise für die Mitfahrt in einer Achterbahn, überhaupt tragbar?

Diesen Grundsatzfragen möchte ich in diesem Essay versuchen auf dem Grund zu gehen. Es hat in der Vergangenheit bereits erste Beobachtungen und Überlegungen bzgl. Der Nutzungsthematik in Freizeitparks gegeben, welche an passender Stelle auch angeführt und zitiert werden sollen.

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„Situationen, die von Sehenden nicht gesehen werden“ – Ein Kommentar zu meinen Foto- und Videoarbeiten

Folgender Kommentar zu meinen Foto- und Videoarbeiten erreichte mich Anfang des Jahres von einer Psychologiestudentin aus München. Es ist interessant zu lesen, wie ein sehender Betrachter meiner Bilder diese interpretieren und in einen Kontext stellen kann. Er verdeutlicht einmal mehr, dass meine Arbeiten mehr sein können, als nur bloße „Knipserei“, als was sie von vielen oftmals auch bezeichnet werden.

Vielen Dank dafür und für die Erlaubnis, diesen kleinen Text hier auch veröffentlichen zu dürfen!

Lieber Christian,
zuerst war ich überrascht, dass Du filmst und fotografierst. Ich fragte mich: Wie kann das gehen? Als ich dann die Fotos gesehen habe, war ich erstaunt und begeistert. Begeistert deshalb, weil die Fotos Menschen und Situationen zeigen, die von Sehenden nicht gesehen werden bzw. nicht auf diese Weise gesehen werden können. Ich hatte den Eindruck, als würden Dinge durch einen Blick von außen – à la Hitchcock – auf den Fotos festgehalten, wodurch die Bilder eine Dimension vermuten lassen, die außerhalb des Gewohnten, ja sogar außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegt. Das hat etwas Unheimliches und Schönes zugleich.

Deine Fotos scheinen mehr Wahres zu zeigen, als Fotos eines Sehenden. Wie komme ich auf diesen Gedanken? Ich erkläre dies so: Der Mensch ist immer Darsteller, er spielt immer eine Rolle. Ganz unbewusst – aber immer. Sobald er in einen Spiegel blickt oder eine Kamera auf ihn gerichtet ist, inszeniert er sich noch mehr. Nun kommst Du. Und die von Dir fotografierten Menschen erwarten nicht, dass sie von Dir fotografiert werden. Deshalb werden sie im Moment der Aufnahme nicht zu Darstellern. Sie rücken sich nicht in Pose.
Somit bewirken Deine Bilder zweierlei. Zum einen zeigen sie den Menschen ohne Maske. Zum anderen – und das finde ich wesentlich – bringen sie ans Licht, dass das Rollenspiel des Menschen tatsächlich existiert.

Ich habe oben erwähnt, dass mich Deine Fotos an die Filme von Alfred Hitchcock erinnern. Sie erinnern mich aber auch an den französischen Psychiater und Psychoanalytiker Jacques Lacan. Er definiert das „Auge“ und den „Blick“ und unterscheidet beides. In seinen Schriften spricht Lacan vom „Blick des Anderen“, vom „großen Unbekannten“, vom „großen Anderen“ und vom „Begehren“, das dem Menschen nicht bekannt und nicht zugänglich ist.
Auf die Existenz des Unbekannten und Unbewussten weisen Deine Fotos hin und sie wirken wie der Blick, dem sich der Mensch, nach Lacan, nicht entziehen kann (wie in einem Panopticon). Das waren meine Gedanken beim Anblick Deiner Bilder.

Ganz herzliche Grüße von
Karolin Danninger

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Blindismen: Die körpersprache blinder Menschen oder etwas, das es abzustellen gilt?

Oftmals handeln wir nach bestimmten Mustern. Diese Verhaltensmuster haben wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet, uns abgeschaut und erlernt. Als Kind zu lernen funktioniert – zu einem Großteil – über das Auge. Babys lernen sehr schnell, die Mimik und Gestik der „Großen“ zu imitieren und später für sich zu verinnerlichen.

Doch bei vielen geburtsblinden Menschen fehlen diese Informationen. Sie können eben nicht (oder nur eingeschränkt) als Kind die Gesten der Erwachsenen nachahmen und für sich lernen, wie man mit dem Körper spricht. Hinzu kommen noch weitere Schwierigkeiten, wie die Unsicherheit der sehenden Eltern, wie ihr blindes Kind erzogen werden soll, wie sie ihrem Kind Dinge beibringen können etc. und nicht zuletzt auch die – vor allem früher – auftretenden, weiteren Erkrankungen.

Gerade bei geburtsblinden Menschen sind häufig Verhaltens- und Bewegungsmuster zu beobachten, die vor allem sehende Menschen im Umgang mit Blinden verunsichern und irritieren. Die sogenannten „Blindismen“, dieses Bewegen des Oberkörpers oder das Wiegen des Kopfes verunsichert viele und macht einen lockeren, offenen Umgang miteinander somit aus Sicht vieler unmöglich.

Doch was sind diese „Blindismen“ und woher kommen sie? Was sind die Ursachen und kann man Abhilfe schaffen? Sollte man überhaupt Abhilfe schaffen, wo doch sehende Menschen auch viele Ticks und Gesten an den Tag legen, die auf viele – ob nun blind oder sehend – befremdlich wirken könnten?

Im folgenden Beitrag versuche ich, anhand von einigen Quellen, Antworten auf die skizzierten Fragen zu geben.

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Gedanken-Gänge XXII – Was? Wann? Wo? Wieviel? oder: Digitale Hilfe zur Selbsthilfe oder technikgestützter Verlust der Selbstwarnehmung?

Schon erstaunlich, was wir, gestützt durch die neuen Medien, alles erfassen, protokollieren, ja sogar kontrollieren können. Ich rede hier nicht von der vielseits diskutierten Kameraüberwachung an öffentlichen Orten, eher geht es mir um die „digitale Selbstvermessung“ oder „Lifelogging“, zwei Begriffe, die in Deutschland u. A. vom Wissenschaftler Stefan Selke etabliert wurden.

Egal, ob am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld, ob bei uns selbst oder bei Kindern, Partnern o. Ä., viele Lebensaktivitäten, Gewohnheiten etc. lassen sich heutzutage digital erfassen und protokollieren. Und der Trend setzt sich weiter unaufhaltsam in diese Richtung fort.

Wieviele Schritte bin ich gelaufen im Vergleich zu gestern? Wenn ich einen Burger, eine Tafel Schokolade, Salat mit etwas gehaltvollerem Dressing esse und somit x Kalorien zu mir genommen habe, was darf ich dann morgen noch essen, um den BMI-gestützten Kalorien- und Gewichtshaushalt nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen? Ich habe nur 3 Stunden geschlafen, ist mit mir alles in Ordnung oder hätte ich besser schon um 2:30 Uhr aufstehen sollen, als ich kurz wach war? Hilfe, mein Kind schreit bereits seit 25 Minuten, meine App meldet, ALARM!

Vier kleine, wenn auch prägnante Beispiele, welche verdeutlichen sollen, wieweit es inzwischen in unserer Gesellschaft um die Selbstprotokollierung bestellt ist. Nicht wir wissen, was wann für uns das beste ist, sondern unser digitaler Lebenspartner Smartphone. Apps regeln unsere Gesundheit, die Krankenkassen unterstützen dieses seltsame Verhalten auch noch durch Bonusprogramme. Laut Selke erkennen spezielle Apps beim Telefonieren auch schon anhand unserer Stimme unseren Gemütszustand und vereinbaren im Hintergrund schon einen Arzttermin – dies allein ist krank. Unsere Health-App weiß, wann es Zeit für uns ist, wieder einmal etwas Sport zu treiben – lustig allerdings, dass viele Apps einer Fehlprogrammierung unterliegen und diesen Hinweis gerne mal nach dem Treppenerklimmen ausspucken. Apps helfen uns beim Fitnesstraining, beim Abnehmen, sie wachen über unseren Schlaf und protokollieren anhand Geräuschaufzeichnung, wie ruhig oder unruhig wir die Nacht überstehen. Unser Smartphone weiß immer wie ein Erzieher, wann es für uns wieder an der Zeit ist – für was auch immer.

Etwas provokant könnte man jetzt hinterfragen, wie dumm wir eigentlich werden, dass wir unseren Alltag, unser Leben, unsere Gesundheit immer mehr dem digitalen Wächter anvertrauen und somit immer mehr uns selbst gegenüber unsicherer werden? Ist uns das Ansehen anderen gegenüber, die Angst, zu wenig Anerkennung zu bekommen oder den Anschluss an den Mainstream zu verlieren, so enorm wichtig geworden, dass wir so blindlinks in unser Verderben rennen? Und die Antwort lautet: JA. Viel zu wichtig ist in den letzten zwei Jahrzehnten die Vergleichbarkeit mit anderen geworden, viel zu wichtig scheint es zu sein, mit dem Gros der Gesellschaft eins zu sein und Konformität und Normen anstatt Individualität zu leben.

Wozu dieses blinde Vertrauen in digitale Selbstvermessungsmethoden gipfeln kann, beschreibt Selke u. A. in einem Aufsatz wiefolgt:
„Die gesellschaftlichen Folgen der umfassenden Selbstverdatung sind dramatisch. Denn umso mehr der Mensch zum numerischen Objekt wird, desto stärker wird die Vermessung durch Lifelogging zum Organisationsprinzip des Sozialen – und führt zu neuen Formen sozialer Diskriminierung: „Rationale Diskriminierung“ basiert nicht mehr auf rassistischen oder sexistischen Formen der Aberkennung, sondern auf vermeintlich objektiven und rationalen Messverfahren. […] Schon jetzt führt Lifelogging dazu, dass immer mehr Lebenssituationen nur noch abstrahiert wahrgenommen werden. Zudem verändert sich die Wirkung der Daten: Deskriptive, also beschreibende Daten werden allmählich zu normativen Daten, die soziale Erwartungen enthalten. Diese Informationen formen dann einen Korridor zwischen dem „Gipfel der Perfektion“ und dem „Sockel der sozialen Respektabilität“. Die Selbstvermessung erzeugt damit einen wachsenden sozialen Anpassungsdruck und moralische Konformität. Die entscheidende Frage lautet dann: Wie sieht die Norm künftig aus, und wie weit darf man künftig noch von ihr abweichen?“ (Selke, Stefan (2015): Lifelogging oder: Der fehlerhafte Mensch. (In): Blätter für Deutsche und Internationale Politik. Mai 2015. Online Abrufbar; letzter Zugriff: 13.10.2017).

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Rheinkirmes als Blinder erleben – Ein Testbericht

Sich blind ins Getümmel eines Volksfestes zu stürzen? Für viele sehende Menschen oftmals ein vermeintliches Ding der Unmöglichkeit. Gerade auch, wenn es dabei um Orientierung und vor allem um die (Be-)Nutzung der zahlreichen Karussells und weiteren Attraktionen geht. Dass jedoch eine Kirmes von einem Blinden besucht und die zahlreichen Fahrgeschäfte auch genutzt werden können, zeigten unsere bisherigen Tests zum Beispiel des Cannstatter Wasen, des Oktoberfest oder des Hamburger Dom. Doch wie verhält es sich bei der Rheinkirmes in Düsseldorf, dem größten Volksfest am Rhein?

An einem Freitag im Juli besuchte ich, ohne sehende Begleitung, das Düsseldorfer Festgelände und testete ausgiebig die dortige Beschickung. Mit dabei auch eine der Kirmes-Neuheiten 2017: „Mr. Gravity“ vom Schausteller Oberschelp. Bei Oberschelps bereits etablierter Attraktion „High Impress“ war eine Mitfahrt auf anderen Volksfesten ohne Begleitung ohne Probleme möglich. Wie verhält es sich bei seinem neuen Fahrgeschäft?

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Blind auf dem Cannstatter Wasen: Ein Testbericht

Bild Copyright Thomas Frank, Parkerlebnis.de

Sich blind ins Kirmes-Getümmel zu stürzen und dem Wunsch nach dem Adrenalinkick auf dem Volksfest freien Lauf zu lassen, ist – Anders, als in so manch Deutschem Freizeitpark – ohne Weiteres möglich. Das zeigten meine bisherigen Tests. Wo blinden Besuchern in Freizeitparks eine Mitfahrt teils nur mit sehender Begleitung gestattet wird, können Kirmes-Besucher ohne Augenlicht auch ohne einen sehenden Begleiter Fahrgeschäfte nutzen. Bisher konnte ich erfolgreich den Hamburger Dom, das Münchner Oktoberfest sowie die Annakirmes in Düren testen.

Natürlich wiederholen sich viele Fahrgeschäfte auf den einzelnen Plätzen, aber jeder Betreiber könnte unterschiedlich mit der Thematik Blindheit und dem Fahrtwunsch umgehen. Darum führte mich im Oktober letzten Jahres mein Weg zum Cannstatter Volksfest (auch Wasen genannt), welches vom 23. September bis zum 9. Oktober im Stuttgarter Bezirk Bad Cannstatt stattfand.

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Gedanken-Gänge XXI – Von nichts kommt nichts oder: Inklusion muss laut sein!

Sich aufzuregen bringt doch eh nichts! Diesen Satz hört man sehr häufig, gerade, wenn man sich in einer Situation ungerecht behandelt fühlt und seinem Frust, egal wo, einfach mal Luft macht.

Am 27.06. sorgte ein Artikel aus der Gehörlosenzeitung auf Facebook für Diskussionen: Keine Achterbahn für Gehörlose hieß es dort, eine prägnante Aussage, welche – sowohl bei Menschen mit als auch ohne Handikap – für sehr kontroverse Diskussionen sorgte.

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Gedanken-Gänge XX – Ansprechen ist schon schwer, miteinander zu reden noch viel mehr… oder: In Deutschland ist Schweigen Gold

Stellt Euch doch einmal folgende Situationen vor: Ihr wollt Euch in ein Straßencafé setzen und etwas trinken, es gibt mehrere Tische, an denen noch ein oder mehrere Plätze frei sind und auch ein komplett freier Vierertisch – welchen nehmt Ihr? Gleiches Szenario in einer U-Bahn oder einem Zug, viele Zweierreihen mit einem freien Platz und ein freier Vierer – für was entscheidet Ihr Euch? Jemand spricht Euch auf offener Straße an, fragt Euch nach Eurem Tag, versucht einfach, ins Gespräch mit Euch zu kommen – wie reagiert und was antwortet Ihr?

Das wirklich Erschreckende ist, dass ich – ohne, dass ich im Vorwege wirklich weiß, wer diesen Beitrag lesen wird – sagen kann, wie ein Gros der Antworten ausfallen wird: „Ich nehme den freien Tisch bzw. den freien Vierersitz“ bzw. „Ich reagiere ggf. gar nicht und gehe weiter oder, ich sage demjenigen, dass es ihn nichts angeht, was ich mache, woher ich komme etc.“ – habe ich Recht? Wenn ja, warum nur?

Ich habe auf meinen zahlreichen Städtetouren, als auch hier in Hamburg, viele Menschen beobachtet und beobachte mich auch oftmals selbst. Was ich feststelle, erschreckt mich zutiefst und macht mich doch sehr nachdenklich: Ist unser persönlicher Dunstkreis in Deutschland so eng gesteckt, dass wir nichts und niemanden Fremdes eintreten lassen? Haben wir es verlernt, aufeinander zuzugehen, uns ungezwungen mit uns fremden Personen zu unterhalten? Warum fühlen wir uns gleich persönlich angegriffen, wenn wir geduzt werden? Warum wahren wir dermaßen die Form und brechen nicht einmal aus?

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Gedanken-Gänge XIX – Lebensgefährten sind keine Lebens-Assistenten

Eine Partnerschaft (oder einfach Beziehung) sollte doch für beide Seiten erfüllend sein. Beide Partner sollten, so sie es aufgrund persönlicher und/oder sexueller Vorlieben nicht anders entschieden haben, gleichberechtigt und gleichwertig diese Partnerschaft ausleben können. Dies gilt selbstverständlich sowohl für Menschen mit als auch ohne Handikap.

Warum schreibe ich dies? Ich habe im Kontakt mit Sehenden oftmals nämlich den Eindruck, dass eine Teils verquere Ansicht herrscht, wenn es um eine Partnerschaft zwischen einer blinden (oder allgemein gehandikapten Person) und einem Menschen ohne Handikap geht. Denn sehr häufig wird der sehende Partner mehr als Assistenz gesehen, anstatt als Teil einer Liebesbeziehung.

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Freizeitparks: Blinde müssen draußen bleiben | Aus: Stuttgarter Nachrichten Online

Der folgende Artikel, in dem ich bzw. meine Artikel und Kommentare teilweise zitiert werden, erschien am 21.09.2016 bei den Stuttgarter Nachrichten. Diese zugängliche Textversion ist ohne Bilder und lästige Werbeanzeigen, welche das flüssige Lesen mit Screenreadern auf der Homepage der Zeitung leider stark beeinträchtigen.