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Gedanken-Gänge XIX – Lebensgefährten sind keine Lebens-Assistenten

Eine Partnerschaft (oder einfach Beziehung) sollte doch für beide Seiten erfüllend sein. Beide Partner sollten, so sie es aufgrund persönlicher und/oder sexueller Vorlieben nicht anders entschieden haben, gleichberechtigt und gleichwertig diese Partnerschaft ausleben können. Dies gilt selbstverständlich sowohl für Menschen mit als auch ohne Handikap.

Warum schreibe ich dies? Ich habe im Kontakt mit Sehenden oftmals nämlich den Eindruck, dass eine Teils verquere Ansicht herrscht, wenn es um eine Partnerschaft zwischen einer blinden (oder allgemein gehandikapten Person) und einem Menschen ohne Handikap geht. Denn sehr häufig wird der sehende Partner mehr als Assistenz gesehen, anstatt als Teil einer Liebesbeziehung.

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Freizeitparks: Blinde müssen draußen bleiben | Aus: Stuttgarter Nachrichten Online

Der folgende Artikel, in dem ich bzw. meine Artikel und Kommentare teilweise zitiert werden, erschien am 21.09.2016 bei den Stuttgarter Nachrichten. Diese zugängliche Textversion ist ohne Bilder und lästige Werbeanzeigen, welche das flüssige Lesen mit Screenreadern auf der Homepage der Zeitung leider stark beeinträchtigen.

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Gedanken-Gänge XVIII: Über ein Wahrnehmungs-Debakel oder: Heißt sehen wirklich verstehen?

In einer Episode der Kult-Fernsehserie „Knight Rider“ hörte ich letztens einen Satz, der mich dazu veranlasste, diesen kleinen Beitrag zu verfassen:

„Sehen heißt doch noch lange nicht wissen, oder alles verstehen“ (Julie Robinson in: Knight Rider 2×05 ‚Blindes Vertrauen‘, USA, 1982)

Auch wenn diese Serie aus einer Zeit stammt, in der Inklusions- und Integrationsbemühungen vieler Orts noch in den Kinderschuhen steckten, so habe ich manchmal den Eindruck, dass sich auch heute, im Jahr 2017, an dieser zutreffenden Aussage bei vielen, sehenden Menschen nichts geändert zu haben scheint.

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Gedanken-Gänge XVII: Alles digital oder was? oder: Warum ich (privat und als DJ) immer noch CD’s kaufe

Eigentlich müsste man über dieses Thema überhaupt nicht diskutieren oder irgendein Wort verlieren. Nicht, weil der Wunsch, alles überall, in digitaler Form, verfügbar zu haben, aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken ist, sondern, weil es einem jeden von uns überlassen sein sollte, wie er seine Sammlungen, ob nun Musik, Bilder, Videos, Dokumente oder was auch immer, verwalten und archivieren möchte.

Lustigerweise (oder erschreckenderweise) ist es eben nicht jedem selbst überlassen, dies bewiesen mir in der Vergangenheit zahllose Diskussionen und Debatten, die ich mit Freunden, Bekannten und Kunden immer und immer wieder führen durfte.

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Gedanken-Gänge XVI: Ist Hören wirklich Lesen? oder: Vom eigenen Film im Kopf

Was bedeutet es zu lesen? Ist lesen, wenn wir Hörbücher hören? Ist lesen außerdem, wenn uns jemand vor-liest? Oder müssen wir selber aktiv lesen, um wirklich zu lesen? Denn viele behaupten, sie würden Bücher lesen, dabei hören sie die gewünschten Bücher ’nur‘ – lesen sie sie wirklich aktiv?

Auf Wikipedia wird das Lesen als visuelles oder auch taktiles Umsetzen von Schriftzeichen in Lautsprache definiert. Wir lesen Buchstaben, Silben, Wörter und interpretieren aus dem Gelesenen den Inhalt.

Diese Definition setzt jedoch im engeren Sinn auch die Aktivität des Lesens voraus, d. h. dass wir die Buchstaben selber quasi entschlüsseln, um daraus einen Sinn zu erkennen.

Was bedeutet es also, Hörbücher zu hören, anstatt selber (z. B. mit den Fingern Blindenschrift) zu lesen? Ist Hörbuch hören nicht eher vergleichbar mit der Rezeption eines Hörspiels oder eines Films? Denn nicht mehr wir interpretieren Text, sondern der Sprecher. Er verleiht den Figuren eine Stimme. Er entscheidet, wie traurig, erfreut oder ängstlich sie sich anhören. Ist er gut, erschafft er durch sein Vorlesen ein Bild im Kopf des Hörers; ist er es nicht, liest er monoton, mit wenig Ausdruckskraft, wird dies umso schwieriger.

Hörbücher sind zwar angenehm, vor allem für unterwegs, aber auf Dauer – zumindest für mich – keine Alternative zum selber lesen. Ich möchte selber für mich im Kopf entscheiden, wie das Gelesene zu interpretieren ist, wie sich Stimmen und beschriebene Orte anhören könnten und was die Romanfiguren fühlen. Ich brauche den eigenen Film im Kopf und nicht den, den der Sprecher quasi als Regisseur des Hörbuchs mir vorgibt. Denn dann kann ich auch aufs Lesen verzichten und mich im Kino einem spannenden Film widmen. Denn ich entscheide beim Lesen über die Erzählgeschwindigkeit. Ich kann beliebige Stellen beliebig oft lesen und, das ist eigentlich der wichtigste Punkt, nur ich entscheide über die Länge des eigenen Films im Kopf – nicht der Regisseur des Hörbuchs, der aus ökonomischen Gründen die Lesung kürzt.

Doch gerade aus wirtschaftlicher Sicht spräche genügend dafür, auf das Lesen von Blindenschrift zu verzichten und zum Hörbuch zu greifen. Das Angebot an Blindenschriftbüchern ist gering. Einer Schätzung nach, werden lediglich 5% aller im deutschsprachigen Raum erscheinenden Bücher als Punktschriftbuch umgesetzt, was die Auswahl um Längen einschränkt und die Auswahl an Hörbüchern nur um so größer erscheinen lässt. Zudem sind Bücher in Blindenschrift sehr teuer und man erhält nicht einmal mehr ein „richtiges“ Buch für sein Geld. Denn Ausdrucke aus einem Blindenschriftdrucker, einfach in Ringordnern abgeheftet, sind noch lange kein Buch!

Und was ist mit eBooks oder der Möglichkeit, Bücher selber einzuscannen und am PC über eine Braillezeile oder Sprachausgabe zu lesen? Komischerweise hat noch niemand einen eBook-Reader für Blinde entwickelt. Vorlese-Programme und -Apps werden einem zu Genüge hinterher geworfen. Doch was ist mit den aktiven Braille-Lesern? Sie bleiben auf der Strecke oder müssen auf sehr teure, mobile Braillezeilen zurückgreifen, deren Funktionsumfang denen eines eBook-Readers bei weitem übersteigt.

Daher kann ich den Hörbuch-Boom, vor allem unter den Blinden, durchaus nachvollziehen, teile ihn jedoch in keinster Weise. Dann doch lieber mobile Braillezeile und das Buch, das ich ausgewählt habe und nicht das, welches ein Hörbuchverlag oder eine Blindenschriftdruckerei vorgibt.

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Es muss nicht immer ein iPhone sein! Ein Erfahrungsbericht eines blinden Android-Einsteigers

Seit vielen Jahren schon gelten Geräte des Herstellers Apple als besonders zugänglich, was die Bedienbarkeit durch blinde Nutzer anbelangt. Egal, ob iPhone, Mac, Apple TV oder Smartwatch, alles lässt sich im Handumdrehen und ohne großen (finanziellen) Mehraufwand zum Sprechen bringen. Es ist somit blinden Nutzern auf Anhieb möglich, ihr gekauftes Gerät direkt nach dem Auspacken einzuschalten und quasi sofort loszuarbeiten. Diese Zugänglichkeit von Geräten und Apps galt und gilt vor allem für das Smartphone-Flagschiff iPhone, weshalb viele blinde Smartphone-User auf diese Geräte zurückgreifen.

Doch fernab der Apple-Wege tummeln sich inzwischen einige Mitbewerber, deren Lösungen – mal mehr, mal weniger – brauchbar sind. Ob speziell entwickelte Smartphone-Lösungen oder die implementierten Screenreader von Windows oder Android, nichts scheint – glaubt man den vor allem im deutschsprachigen Raum eher negativ ausgerichteten Beiträgen in Blogs oder Foren – der Zugänglichkeit von IOS das Wasser reichen zu können. Doch ist das iPhone immer noch unangefochtener Spitzenreiter in puncto Accessibility oder lohnt es sich inzwischen doch, einmal die Konkurrenz näher ins Auge zu fassen?

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Als Blinder allein im Phantasialand – (Kein) Lächeln am Ausgang inklusive! Ein Erfahrungsbericht

Klugheim | Bild Copyright by Thomas Frank, Parkerlebnis.de

Sich einfach in einem Freizeitpark in eine Achterbahn zu setzen, die Bügel zu schließen, sich zurückzulehnen, um einfach zu spüren, wie der Adrenalinpegel steigt… für viele Freizeitpark- und Achterbahnfans immer wieder ein unvergleichliches Erlebnis. Doch längst nicht jeder darf mitfahren, denn vielerorts ist eine Mitfahrt – beispielsweise für blinde oder sehbehinderte Menschen, die sich ohne sehende Begleitung in dem jeweiligen Park aufhalten – entweder teilweise oder komplett untersagt. Und selbst wenn sie sich begleiten lassen, ist eine Mitfahrt auch nicht überall garantiert.

Collage verschiedener Bilder aus unseren Freizeitpark- und Kirmestests | Bild Copyright by Thomas Frank, Parkerlebnis.de

In meiner gemeinsam mit Parkerlebnis.de durchgeführten Freizeitpark-Testreihe wollen wir herausfinden, inwieweit es blinden Freizeitpark-Besuchern in Deutschland (und den Nachbarländern) möglich ist, die angebotenen Fahrattraktionen uneingeschränkt, ohne sehende Begleitung, zu nutzen. Hier könnt Ihr mehr über die Entstehung dieser Testreihe erfahren.

Unsere Reise führte uns am „Tag der Achterbahn“ in einen sehr bekannten und renommierten Freizeitpark im Westen unseres Landes: das Phantasialand. Hier herrscht absolutes Fahrverbot für blinde Menschen. Dennoch wollten wir herausfinden, inwieweit eine Mitfahrt (ob nun mit oder ohne Begleitung) dennoch möglich ist, denn es häuften sich Gerüchte, nach denen blinde Parkbesucher durchaus Fahrattraktionen nutzen konnten. Gerücht oder Realität? Dies galt es zu testen.

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Annakirmes Düren: Auch hier freie Fahrt für blinde Kirmesfans? Ein Testbericht

Wer gerne Karussell und Achterbahn fährt, der hat es, zumindest in manch deutschem Freizeitpark, nicht immer einfach. Egal ob nun mit oder ohne sehende Begleitung, in einigen Parks wird dem Fahrgenuss blinder Menschen ein Riegel vorgeschoben. „Schuld“ sind die Sicherheitsbestimmungen und vermeintlichen TÜV-Vorgaben, die oftmals eine Mitfahrt eines Blinden einschränken oder völlig untersagen.

Anders scheint es sich bei Kirmesattraktionen zu verhalten. Egal ob Hochfahrgeschäft oder Achterbahn, hier macht es den Eindruck, als gehe man mit dieser Problematik anders, nämlich offener und lockerer, um – dies zeigten unsere bisherigen Tests desHamburger Doms oder des Münchner Oktoberfestes. Natürlich steigt und fällt eine solche Kirmes mit den Schaustellern, die für ihr Fahrgeschäft im Einzelnen entscheiden, wer mit darf und wer nicht. Jedoch ist nicht jeder Schausteller in allen Teilen unseres Landes mit seinen Geschäften unterwegs, so dass sich die Testung weiterer Jahrmärkte definitiv lohnt.

Deshalb testete ich für Parkerlebnis.de die Annakirmes in Düren, welche in diesem Jahr vom 31. Juli bis zum 7. August stattfand. Düren ist zwar keine Großstadt, jedoch ist die Beschickung der Annakirmes trotzdem meist ein Garant für Adrenalin und Fahrspaß. Zumal in diesem Jahr gleich beide großen Kirmesneuheiten dort vertreten waren, weshalb sich ein Test auf jeden Fall anbot.

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Thorpe Park in England als Blinder alleine besuchen? Ein Erfahrungsbericht

Freizeitparks blind zu erleben und zu nutzen ist hierzulande nicht immer von Erfolg gekrönt. Es gibt derzeit (noch) keine einheitliche Regelung, ob blinde Parkbesucher eine Begleitung benötigen, ob sie auch ohne Begleitung fahren dürfen oder, ob ihnen sogar eine Mitfahrt verwehrt ist.

Schaut man einmal über den Tellerrand hinaus, so konnten wir bei unseren bisherigen Tests ausländischer Parks feststellen, dass das Thema Hilfsbereitschaft, lösungsorientiertes Handeln und der Umgang mit Menschen mit Handikap allgemein einen ganz anderen Stellenwert zu genießen scheinen. Zwar können die getesteten Parks nicht für alle Freizeitparks des jeweiligen Landes sprechen, sie gehen in jedem Fall aber mit gutem, teils bewundernswertem Beispiel voran.

Als weiterer Park im Ländervergleich testete ich für Parkerlebnis.de den Thorpe Park, der rund 20 Kilometer von London entfernt liegt. Vorabrecherchen ergaben, dass der Park es zwar begrüßen würde, wenn blinde Besucher eine Begleitperson mitbringen würden, sie ließen diese Option jedoch für den Parkbesucher offen und schlossen somit eine Nutzung der Attraktionen ohne Begleitung nicht aus.

Anders, als bei den vorherigen Testszenarien, war ich dieses Mal mit zwei sehbehinderten Freunden im Park unterwegs gewesen. Diese haben zwar noch einen geringen Sehrest, dieser reicht jedoch nicht immer vollständig aus, um sich überall orientieren oder etwaige Beschilderungen lesen zu können. Wir konnten somit unterschiedliche Testszenarien ausprobieren: blind mit Begleitung, blinde Einzelperson ohne Begleitung sowie drei blinde Personen ohne Begleitung. Wie würde der Park mit derartigen Situationen wohl umgehen?

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Fünf Tage blind durch London – ein Reisebericht

s war endlich wieder soweit, die Abenteuerlust hatte mich wieder gepackt! Nach eintägigen Erkundungstouren durch München, Marburg sowie Wolfsburg innerhalb der letzten Monate, stand für mich definitiv fest, wieder eine Stadt im Ausland, über mehrere Tage, erkunden zu wollen. Viel zu lange waren meine längeren Städtetrips nach z. B. Oslo oder Kopenhagen schon her.

Im Rahmen meiner Freizeitparktestreihe für Parkerlebnis, wollte ich schon seit längerem dem Thorpe Park, 20 KM von London entfernt, einen Besuch abstatten. Doch nur für einen einzigen Parkbesuch nach London reisen? Da bot es sich förmlich an, auch dieser interessanten und facettenreichen Stadt einen Besuch abzustatten und sie zu entdecken.

Im Gegensatz zu meinen bisherigen Reiseunternehmungen war ich dieses Mal jedoch nicht alleine unterwegs. Ein befreundetes Pärchen (Sonja und Jakob), beide ebenfalls blind bzw. sehbehindert, begleiteten mich auf dieser Tour.

Unsere Erlebnisse während dieser fünftägigen Reise könnt Ihr im folgenden Artikel nachlesen. Der ausführliche Testbericht zum Thorpe Park folgt in kürze!

Parallel zu diesem Bericht entstand auch bei dieser Reise wieder eine Bildergalerie; ich würde Euch also wieder empfehlen, Euch beim Lesen des Berichts auch die entstandenen Bilder anzuschauen.